Familienurlaub im Oman – Teil 1

„Oman – wo ist das denn?“

„Ist das denn sicher?“ – und „Kann man da MIT Kind hin?!?“

Das waren die ersten Reaktionen, als wir von unserer geplanten Familienreise in das Sultanat Oman erzählten. Zugegeben: Allzu viel wussten wir lange selbst nicht über das Land, außer: Ja, es ist sicher, hat eine hohe Lebensqualität und bietet vieles, was Kinder lieben. Zum Beispiel Meer, alte Festungen, Wüste, Felsen, Wadis zum Baden, quirlige Märkte. Und Restaurants, in denen man mit den Händen essen darf. Dazu im Januar herrliche Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad. Perfekt!

Unser Urlaub führte in eine Region, die seit dem Beginn des „Arabischen Frühlings“ immer wieder in den Schlagzeilen ist. Wir haben jedoch – natürlich aus unserer rein touristischen Perspektive – die Menschen im Oman als zufrieden, zukunftsorientiert, äußerst tolerant und wirtschaftlich gesichert wahrgenommen, und mit überwiegend großer Sympathie für ihren Sultan Qabos, der Reformen, z.B. auf dem Arbeitsmarkt angekündigt hat.

Mein Bericht beschränkt sich auf die 1001 speziellen Urlaubserlebnisse aus dieser hier noch so weitgehend unbekannten Urlaubsdestination.

Nachts um drei landen wir in Muscat, eine Stunde später kommen wir in unserem Hotel Naseem an, das direkt der Hafenpromenade „Corniche“ liegt. Das Zimmer ist einfach, mit schönem Blick über den dunklen Hafen. Schräg oberhalb des Kleiderschranks entdecken wir einen seltsamen Zettel an der Wand: eine undefinierbare Illustration mit einem Pfeil.

Es ist wohl die Kaaba, in Richtung des Pfeils wird nach Mekka gebetet, vermuten wir, bevor wir in steintiefen Schlaf sinken.

Kurz darauf, noch immer in völliger Dunkelheit, dringt ganz langsam ein Gesang in unsere Träume, der uns in halbwaches Staunen versetzt: Der Muezzin ruft. Ach, was heißt rufen! – Sein Gesang ist zauberhaft melodiös. Die vielen weiteren Muezzine aus den entfernteren Minaretten mischen sich in seine wunderbare Stimme wie ein sanfter Begleitchor im Hintergrund. Nach wenigen Minuten verklingen die Gesänge, und wir gleiten mit diesem lieben Willkommengruß des Oman wieder in tiefen Schlaf.

Spät am nächsten Morgen schlendern wir über die Hafenpromenade Corniche und lassen den Sommer auf uns wirken: blauer Himmel, pittoreske Möwen über prächtigen Schiffen und lässig an den Strand plätschernde Wellen. Über die Promenade spazieren ebenso entspannt die einheimischen Männer in ihren weißen Kaftans und mit bestickten Hütchen neben ihren schwarz verschleierten Frauen. Die Straße ist gesäumt von modernen, hellen Häusern und alten Türmchen, und im Hintergrund schließen jäh aufragende, schroffe Felsen das schöne Bild ab. Unser vierjähriger Sohn will sofort ans Wasser, Fische gucken. Wir schauen über die rot marmorierte Promenadenmauer und blicken in ein für ein Hafenbecken erstaunlich klares Wasser. Da tummeln sich tatsächlich unzählige Fischlein, teilweise in fröhlichen Schwärmen. In der Luft liegen herrliche 25 Grad und interessante fremdartige Gerüche.
Was mich allmählich verunsichert, ist das Gefühl, hier als unverschleierte Frau unterwegs zu sein. Was denken wohl die Einheimischen über so eine wie mich? Und wie soll ich den Menschen hier begegnen? Man sieht nur wenige andere Touristinnen.

Wir erreichen den Eingang zum Souq, den überdachten Markt, der uns sogleich einsaugt in ein undurchschaubares Gewirr von Gässchen voller Geschäften, in dem wir uns sogleich hoffnungslos verirren. Ein Laden neben dem anderen: Seidenschals, Räucherwerk, Silbersachen, Kleidung, Goldschmuck, Flitter und Hastdunichtgesehen. Die Verkäufer bieten uns alles feil, sind aber freundlich und nicht aufdringlich. Unser Sohn ist leicht überfordert von den vielen Menschen, die mit ihm, dem westlichen Kind, spaßen wollen. Mit der Zeit wird er sich daran gewöhnen und immer unbefangener damit umgehen.Oman Linsbauer 1-1Irgendwann spuckt uns der Souq in ein abseits gelegenes Viertel aus. Touristen sieht man hier gar keine mehr, und wenn, dann meiden sie wohl eine so kleine indische Kaschemme, in die wir gerade spazieren.

Es ist Mittagessenszeit für die vielen Arbeiter der umliegenden Läden und Werkstätten. Man ist unter sich und isst mit den Händen das einzige Gericht, das der Koch anbietet. Es gibt Reis, Linsen, Blumenkohl, Fisch, einige Soßen und Joghurt. Und wir drei hungrigen Mäulerchen setzen uns zu den Leuten, die uns distanziert, aber höflich Platz machen. Das Essen schmeckt herrlich und kostet zusammen nur rund 3 Euro.

Zum melodiösen Nachmittagsgebet „unseres“ Muezzins genießen wir dann noch ein großes Eis an der Hafenpromenade, die große Temperaturanzeige am Eingang des Souq zeigt fantastische 28 Grad an. Schon nach nur einem Tag sind wir auch innerlich angekommen im Oman und planen voller Vorfreude die kommenden Tage.

To Do’s in und um Muscat: Souq von Mutrah, Fischmarkt von Mutrah, Delphintour, Schnorchelausflug, Sultanspalast. Für Frauen: Besuch eines Beauty-Parlours z.B. für Henna-Bemalung der Hände und – fast noch wichtiger – um Frauen unter sich zu treffen und zu erleben.

Hotel: Das Hotel Naseem hat einen einfachen Standard und ist sauber. Es gibt sicherlich attraktivere Häuser. Aber der  große Vorteil des Naseem: Es liegt in der mit Abstand charmantesten Ecke Muscats, in direkter Nähe zu Hafen, Souq, Fischmarkt und vielen netten Restaurants.

Essen: An der Corniche und in der Nähe des Souq gibt es einfache indische Restaurants mit hervorragendem authentischem Essen.

Oman deine Menschen: Beobachtungen aus dem touristischen Blick
Die Eiscafés an der Corniche in Muscat eignen sich hervorragend dazu, sich am ersten Tag der Omanreise mit den Menschen hier etwas vertrauter zu machen und über Fragen nachzudenken, die sich einer Deutschen angesichts ihres ersten Urlaubs in einer islamischen Gesellschaft aufdrängen: Wie werde ich wahrgenommen? Was halten die Männer/Frauen hier von einer unverhüllten Frau wie mir? Wo liegt der angemessene Mittelweg, den Leuten hier zu begegnen oder mit ihnen ins Gespräch zu kommen? Welche Gefühle löst das alles in mir selbst aus? Das Nachdenken über das Fremde führt zusätzlich zu einer intensiven Reflektion des eigenen kulturellen Hintergrunds. Ich muss zugeben: Ich bin als Besucherin erst einmal etwas verunsichert. Begrüße aber meine innere Selbst- und Fremdbeschauung von ganzem Herzen. Schon am ersten Tag stelle ich fest, dass diese Reise mir nicht nur viel über das Fremde, sondern auch viel Fremdes über mich zeigen wird. Darauf bin ich gespannt.

Meine touristischen Beobachtungen über dem Rand meines Eisbechers: Alle Männer hier tragen einen bodenlangen Kaftans. Diese sind manchmal braun oder schwarz, aber eigentlich fast immer weiß. Ach was: blütenweiß! Und dazu noch absolut glatt. Wie sie diese Reinheit und Faltenfreiheit im Laufe des Tages aufrechterhalten können, ist mir ein Rätsel. Ich vermute (aber ich hoffe, es ist nicht so), dass es die Frauen und Mütter sind, die diese Gewänder täglich waschen und bügeln. Besonders gut gefallen mir die kleinen Mützen, die alle Männer tragen. Jede Mütze hat ein anderes und andersfarbiges Muster aufgestickt. Bald merke ich, dass auch jeder Mann eine ganz eigene Art hat, die Kopfbedeckung zu tragen: Einen Tick tiefer in die Stirn gezogen oder leicht seitlich; mit einer tieferen oder flacheren Falte im vorderen Teil…Oman Linsbauer 1-2Die Frauen hingegen tragen durchweg schwarz und bodenlang. Viele sind bis auf die Augen verschleiert, manche zeigen ihr Gesicht. Es scheint mir, als ob die Frauen innerhalb ihrer Möglichkeiten ebenso ihre Individualität ausleben und manchmal sogar unglaublich sexy wirken. So sind bei einigen Frauen die Augen äußerst sorgfältig und aufwändig geschminkt, die Haare unter dem Schleier sind auf eine Art hochgesteckt, die den Schleier anmutiger über den Hinterkopf fallen lässt. Ab und zu blitzt frech ein Glitzerstein am schwarzen Stoff auf, einmal blinkt sogar ein strassbesetzter Stiletto unter dem züchtigen Gewand hervor. Ein interessanter Gegensatz dazu sind die amerikanischen Frauen, die gerade auf einem großen Kreuzfahrtschiff angekommen sind: Sie latschen in ihren Shorts und Spaghetti-Tops fast grotesk plump und unattraktiv die Corniche entlang. Lächelnd frage ich mich: Bemitleiden sich insgeheim beide Kulturvertreterinnen gegenseitig wegen ihres Erscheinungsbilds?Oman Linsbauer 1-3Möchten Sie auch die Abenteuer für Große und Kleine, die das Sultanat Oman bietet, erleben? Auf unserer Homepage finden Sie einige Angebote, gerne stellen wir Ihnen aber auch eine Reise ganz nach Ihren Wünschen zusammen.

 Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Ute Linsbauer (Text und Fotos).

Written by Eva Kuhl