„(M)ein jordanisches Märchen“ – Reisebericht Jordanien Trekking

Selina Stoeckli

Liebe Frau Daxböck,

sehr gerne gebe ich eine Rückmeldung zu meiner Jordanienreise „Trekking Petra und Wadi Rum“ Mitte/Ende April 2019. Ich hatte mir das auch schon vorgenommen, Ihnen längst berichten zu wollen, nur leider musste Dringliches zuvor erledigt werden.

Nun sitze ich und überlege: Was kann ich Ihnen schreiben? Bzw. wie kann ich Ihnen beschreiben, was ich für eine unglaubliche Reise gehabt habe?!

Ein alter Traum ist nach genau 14 Jahren in Erfüllung gegangen … schon allein das war für mich ein großes Gefühl und ein unschätzbares Glück….vom WIE hatte ich jedoch zu keinem Zeitpunkt meiner Reisevorbereitungen eine Vorstellung. Ich hätte mir tatsächlich in meinen kühnsten Träumen auch nicht ausdenken können, wie wunderschön mein Abenteuer werden könnte – und das will was heißen, denn das ich eine Menge Phantasie habe, das haben Sie ja – glaube ich – in unseren Telefonaten schon mitbekommen!

Und dann diese Reise!

Es stimmte einfach ALLES und fühlte sich von dem ersten Moment, in dem ich in Amman meinen Fuß aus dem Flugzeug auf den Boden setzte, an wie (m)ein jordanisches Märchen, welches damit begann, dass ich an der Passkontrolle völlig unvorbereitet auf 20 Jordaniern traf, gekleidet in schneeweißen Dishdashas (Gewändern) und traditionellen Kopfbedeckungen (rot-weiße Kufiya und schwarzer Agal). Einige von ihnen hatten Falken auf dem Arm. Diese trugen ein Häubchen auf dem Kopf und über den Augen und saßen ganz ruhig auf einem Schutzring aus Leder und Kunstrasen, welcher den Arm desjenigen Mannes umgab, der den Falken trug. Ich war gerade aus dem Flugzeug gestiegen, froh, den Flug gut überstanden zu haben und dann Das! Ich guckte, ob ich irgendwo Käfige sehen würde – ich fand jedoch keine und stellte mir schmunzelnd vor, wie sich eine solche Situation wohl im Flugzeug ausmachen würde…. Ich war begeistert, es war einfach so ein schöner Anblick und eine völlig unerwartete Szene. Ich beobachtete die Gesichter von diesen stolzen und aufrechten Männer mit einer großartigen Ausstrahlung – und Falken auf dem Arm! Einer von ihnen hatte außerdem eine Frau neben sich stehen. Die wiederum war tief in Schwarz verschleiert und trug eine Chanel-Handtasche am Arm, so dermaßen groß, dass locker ein Falke ganz entspannt darin Platz gefunden hätte.

Ich musste lachen…und das war gut, denn der Start in dieses Abenteuer war wahrlich nicht einfach gewesen: Ich hatte im Vorfeld unendlich viel berufliches und privates um die Ohren und war dadurch grundsätzlich erschöpft. Ich war außerdem wegen der Reisebedingungen ziemlich unter Druck, denn ich hatte noch nie soviel Unbekanntes im Gepäck: Alleine nach Jordanien fliegen…überhaupt Fliegen, was ich wirklich nicht gerne tue … dann mit einer Schweizerin – die ich doch gar nicht kannte – 14 Nächte lang in einem gemeinsamen Zimmer/Zelt, … und überhaupt: Zelten! Das hatte ich noch nie gemacht, weil ich es mir für mich bisher nie vorstellen konnte und eigentlich auch kein Verlangen nach dieser Erfahrung hatte … das gleiche galt für die Umstände, dass es eine Gruppenreise war … dazu Kamelreiten und das alles mit meinem eingerosteten Englisch…Was für viele Herausforderungen!!

(M)ein jordanisches Märchen

Ich habe noch nie soviel, durchgängig und dauerhaft gelacht, wie in diesen 14 Tagen.

Ich habe auch noch nie erlebt, dass sich Menschen, die sich gar nicht kennen und die sehr unterschiedlich sind, so schnell so tief und völlig ohne Absprache
verbinden können. Die Gruppe war so dermaßen cool, entspannt und humorvoll – dazu so wunderbar im Mit- und Füreinander – eine perfekt eingeschworene Gemeinschaft in aller kürzester Zeit…. ich bekam bereits am ersten Tag ein so dermaßen gelassenes Gefühl, dass plötzlich alles an Druck von mir abfallen und ich mich ganz und gar auf dieses Abenteuer einlassen konnte.

Dafür „kann“ nomad sicherlich nichts: Sie suchen sich die Reisenden ja nicht aus. Aber berichten möchte ich es trotzdem, denn es war wirklich sehr besonders, wie rasch wir uns als Team gefunden haben. Ich erklärte es mir damit, dass diese Reise ja schon besonders und ziemlich cool ist und sie deswegen wohl auch besondere und tolle Menschen anzieht.

Trotz allem, selbstverständlich war das nicht!

Ich muss Ihnen nicht erzählen, welche Magie die Landschaft hat, welche Aura die – auf den ersten Blick oft schroffe, spröde, manchmal unwirtliche und abweisende – Natur besitzt. Vielleicht ist das ja ihr Geheimnis…die Natur muss sich gar nicht ins Zeug legen, sie weiß, dass sie bezaubert und kann sich also entsprechend ganz ohne irgendein Gewese präsentieren: sehr alt, sehr fein in ihrer ureigenen Grob- und gleichzeitigen Zartheit; zuweilen majestätisch und für mich an jeder Stelle wunderschön und feierlich.

Eines ist mir bereits am ersten Tage klar geworden: Man kann die Anmut, den Liebreiz und die Tiefe dieser Natur nur allein durch eine Art des Reisens erfahren: Wandern, Klettern, Kameltrekking – und Zelten (inklusive Wüstenfüchse, die nachts gerne mal um die Zelte schlichen). Die Wadis rauben einem einfach den Atem…jedes für sich zog mich auf seine Weise in den Bann. Ich konnte mich nicht satt sehen, nicht am wild romantischen Wadi Musa und noch weniger am Wadi Rum mit seinen vielen Farben und Strukturen, seinen hohen Bergen und weiten Steppen und immer neuen Blickwinkeln und Ecken.

Spätestens dort war es endgültig um mich geschehen und ich verlor mein Herz an die Wüste.

Das dann noch eines Abends ein Komet mit langem Feuerschweif seine lange Bahn ganz ruhig am Sternenhimmel zog, war für uns alle auf der einen Seite ein aufregendes, noch nie erlebtes und einzigartiges Naturschauspiel und dennoch fühlte es sich für mich gleichzeitig irgendwie „folgerichtig“ an – wir waren schließlich an einem magischen Ort, der jeden Tag noch nie gesehene oder erlebte Wunder präsentierte … warum also nicht auch gleich noch ein Komet 😉

Umso mehr tat es mir körperlich richtig weh, immer wieder diese Vermüllung erleben zu müssen…das hatte ich wahrlich nicht erwartet! Aber ich lese gerade
das Buch von Marguerite van Geldermalsen (Osama stellte sie uns in Petra vor… wir sprachen ein bisschen, ich kaufte ihr Buch, sie schrieb mir eine
Widmung, ich machte ein Foto von ihr… so war dass alles, völlig entspannt und völlig normal und völlig verrückt) und bereits darin beschreibt sie, dass die Beduinen nicht wirklich ein Bewusstsein haben für den Umgang mit Müll. Das scheint sich seit dem Jahr 1978 nicht wirklich verändert zu haben.

Petra ist unglaublich spannend! Unser Guide Osama hat uns durch das Wadi Musa dorthin geführt, auf uralten vergessenen Wegen. Er hat uns auch in Petra geführt und alles erklärt, immer gepaart mit seinem extra feinen Humor nebst Augenblitzen. Und ich habe tatsächlich erst nach meiner Rückkehr realisiert, dass ich in den zwei Tagen in Petra in einem der neuen modernen sieben Weltwunder unterwegs gewesen war. Ich hatte vor meiner Reise nicht die Gelegenheit, mich ein bisschen zu der Hauptstadt der Nabatäer einzulesen, ich wusste nur, dass sie zum Weltkulturerbe gehört. Das war jedoch nicht schlimm, ich lasse die Dinge immer erst gerne auf mich wirken, bevor ich mir sachliche Informationen hole. Und das war dann vielleicht auch mit der Grund das mir, als ich das erste Mal vor dem Schatzhaus in Petra stand, einfach die Tränen liefen. Wir waren bei unserem ersten Besuch nicht durch den berühmten Siq gekommen, sondern von der anderen Seite, der Säulen- und Fassadenstraße. Als der Weg, den wir staunend entlang liefen, sich plötzlich in einen Platz verbreiterte und sich der rosafarbene Fels auf der rechten Seite in einer ersten Säule präsentierte, passierte es. Ich hatte das Schatzhaus unzählige Male in Film und Fotoaufnahmen betrachte, ich dachte, ich wüsste wie es aussieht. Von wegen! Sein Anblick traf mich völlig unvermittelt!

Ein besonders Wort würde ich gerne über Ibrahim verlieren.

Aber eigentlich kann ich kein Wort über Ibrahim verlieren – denn keines kann diesen Mann, seine Achtsamkeit, seine Liebe zu seiner Heimat, seiner Familie, seinen Kamelen und seiner Kultur, seine Werte oder seine Authentizität und Verbundenheit zu Julietta Baums und nomad beschreiben!

Ich bin normalerweise nicht so leicht zu beeindrucken – habe ich durch meinen Job doch so viele Facetten des Menschseins kennenlernen dürfen. Ibrahim beeindruckt. Er ist gold … ist eine Perle, ist … einfach unbeschreiblich. Er und sein Sohn Asil haben diese ohnehin unvergessliche Reise einfach nur
unvergesslich gemacht. Er hat uns erlaubt, Einblick in die Dinge zu nehmen, die ihn prägen, auszeichnen…die ihm unendlich wichtig sind: Er lud uns ein, an einem Training für ein Kamelwettrennen teilzunehmen. Das stand nicht in dem Reiseprogramm, genauso wenig, wie unser Abschied in seinem Haus oder unser Tanzen auf dem Kamel (zu Musik, die er über sein Handy und seinen Lautsprecher abspielte), als wir in Karawane vor dem Lawrence-Haus vorbei ritten und die Touristen nur mit offenen Mündern guckten…Wir konnten uns vor Lachen fast nicht im Sattel halten. Wir waren sowieso stets selber interessant für andere Touristen. Ich fühlte mich dadurch geschmeichelt, ich wollte ja keine Touristin sein, sondern wie die Bedu leben. Ibrahim war – glaube ich – ganz „stolz“ auf uns… er sagte immer, wir seien fünf Sterne Beduinen Touristen…. er machte jeden unserer Späße mit – und wir seine. Was für Erlebnisse!!

Und ja, Sie haben mehr als Recht: Ich habe mich noch nie so sicher gefühlt, wie in diesen 14 Tagen. Ibrahim gab mir diesen Gefühl – wie alle anderen Einheimischen auch, die uns begleiteten oder die ich auf dieser Reise treffen oder erleben durfte…was für eine Gastfreundschaft! Welche Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme. Ich möchte nicht glauben, dass die Herren, die für uns räumten und kochten und tafelten (und sangen!) sich nur für uns Touristen so verhalten haben. Ich meine, dass das alles sehr echt und aus tiefem Herzen gelebt war. Nur so kann doch auch nur ein so leckeres Essen gekocht werden: Und was war das für ein leckeres Essen!!!!! Erst im Wadi Musa, dann im Wadi Rum. Aber wir hatten im Wadi Rum mit Mohammed ja auch den besten Koch der arabischen Welt bei uns.

Seit 14 Jahren zieht es mich in die Wüste zu den Beduinen – warum, konnte ich bisher nicht sagen und eigentlich verwunderte es mich, denn ich bin ein Meer- Mensch. Nach dieser Reise habe ich eine Ahnung: Das Leben dort fühlte sich für mich frei an, es ist verantwortlich und reduziert sich auf das Wesentliche und das ist eine tiefe innere Sehnsucht, der ich – seit ich denken kann – immer wieder begegne und die ich auf dieser Reise endlich ein wenig befriedigen konnte!

Eigentlich wollte ich ja immer in die Rub al-Khali. Bitte danken Sie Julietta Baums in meinem Namen für ihren Rat, den Sie mir damals vor 14 Jahren im Nomaden-Zelt auf der ITB in Berlin gab: Erst Wadi Rum, dann Rub al-Khali. Denn für die Rub al-Khali brauche ich Wüstenerfahrung. Ich war damals damit einverstanden, denn das Wadi-Rum war mir „bekannt“ durch einen meiner Lieblingsfilme: „Lawrence of Arabia“ Nun habe ich Wüstenerfahrung und es geht weiter! …denn mein Gefühl, dass ein wesentlicher Teil meiner Seele in die Wüste und zu den Beduinen gezogen wird, wurde nur bestätigt. Also habe ich mir schon mal die nomad-Jubiläumsreise angesehen und mich erneut verliebt.

Wobei ein Teil meines Herzens definitiv für immer in Jordanien und bei dieser Reise bleiben wird.

Allen Menschen, denen ich von meiner Reise vorschwärme fangen an zu grinsen und schreiben sich die Web-Adresse von nomad auf. Ich hoffe, es folgen viele Anmeldungen – ich wünsche es Ihnen und allen, die an dieser Reise mitwirken, von ganzem Herzen. Die Einzigartigkeit meiner Reise werden die kommenden Reisenden natürlich nicht erleben. Aber das müssen sie auch nicht – die Reise ist aus sich heraus schon einzigartig. !

Danke für alles liebe Frau Daxböck und Danke auch an alle, die diese Reise zu
(m)einem jordanischen Märchen haben werden lassen.

AMR

Weitere Informationen
Möchten auch Sie diese eine ganz besondere Reise und vielleicht ihr persönliches jordanisches Märchen erleben? Dann freut sich Jennifer Daxböck über Ihre Nachricht (j.daxboeck@nomad-reisen.de) oder Ihren Anruf (0049 221 66962513).
Written by Gastautor_in