Kirgistan Reise Guide: 13 großartige Dinge, die man in Kirgistan erlebt haben sollte
Kirgistan kann man auch 2020 noch einen Geheimtipp nennen. Obwohl das kleine zentralasiatische Land zunehmend bekannter wird, verschlägt es vergleichsweise wenige Leute hierher. Die meisten Touristen kommen wegen der Berge, doch auch neben Wanderungen gibt es viel zu erleben. Hier stelle ich meinen Kirgistan Reise Guide mit 13 großartigen Dingen, die man in Kirgistan erleben sollte, vor.
1. Erkunde Kirgistan bei einem Pferdetrekking
Kirgistan ist bekannt für seine Pferde. Angeblich gibt es sogar mehr Pferde als Menschen in dem kleinen Staat! Kaum verwunderlich, dass man unterwegs in den Bergen immer wieder auf wilde und halbwilde Pferde trifft. Die Kirgisen wachsen mit ihren Pferden auf. Es heißt auch, dass kirgisische Kinder das Reiten vor dem Laufen lernen.
Zuerst hatte ich geplant, den Weg zwischen Kyzart Pass und Song Kul als Mehrtageswanderung zu unternehmen, doch am Ende war die Entscheidung, mich einem Pferdetrekking anzuschließen, goldrichtig. Reitkenntnisse müssen hierzu keineswegs vorhanden sein. Die Pferde sind zahm und gut trainiert und die wichtigsten Befehle sind schnell gelernt – auch wenn diese nicht immer gleich befolgt werden. Einzig mitzubringen ist etwas Sitzfleisch, denn auch nur drei bis vier Stunden sind im Sattel ungewohnt lang.
2. Unternimm eine Mehrtageswanderung zum Ala Kul
Obschon eine der bekanntesten Wanderrouten in Kirgistan, haben Wanderer auch hier die schönsten Plätze meist für sich allein. Dieses Mehrtagestrekking startet nahe der Stadt Karakol und lässt sich gut in 3 Tagen bewältigen. Doch auch, wer mehr Zeit hat, wird hier glücklich. Die Wanderung lässt sich beliebig verlängern.
Vom Eingang des Nationalparks wandert man am ersten Tag noch gemütlich bis zur Sirotu Hütte auf knapp 3.000 Meter hinauf. Am zweiten Tag wird der anstrengende und zum Teil sehr steile Aufstieg zum Ala Kul (Kul heißt übrigens See) mit einem unglaublichen Ausblick auf glasklares, unwirklich blaues Wasser belohnt. Und wer Glück hat, der sieht vom Pass aus auch die schneebedeckten Gipfel der umliegenden Berge.
Ein Zelt muss für diese Tour nicht zwingend mitgenommen werden – wer möchte, kann auch in Jurtencamps übernachten.
3. Karakol
Die Stadt Karakol ist nicht besonders groß und wird von den meisten Reisenden nur als Zwischenstopp in die Berge genutzt. Doch auch die Stadt selbst hat schöne und spannende Seiten zu bieten. Um einen tieferen Einblick in die Geschichte zu bekommen, empfehle ich hier eine Stadtführung zu unternehmen. Diese können wir gerne für Sie organisieren.
Eine der Hauptsehenswürdigkeiten ist die dunganische Moschee, deren Gebetshaus in der Form einer buddhistischen Pagode gebaut wurde. Die Dunganen sind eine muslimische Minderheit, welche ursprünglich aus China stammt. Diese flohen aufgrund von Aufständen im 19. und frühen 20. Jahrhundert nach Zentralasien. Das farbenfrohe Gebäude ist ausschließlich aus Holz der Tien-Shan-Fichten und angeblich ohne einen einzigen Nagel erbaut worden. Dies stimmt heute nicht mehr ganz, da über die Jahre auch mit Nägeln renoviert wurde. Ebenfalls sehenswert ist die russisch-orthodoxe Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit, welche ebenfalls aus Holz erbaut wurde.
4. Koste dich durch die kirgisische Küche
Die Stadtführung in Karakol endet mit ziemlicher Sicherheit am Basar, wo man sich im Anschluss an den Spaziergang stärken kann. Karakol ist bekannt für Ashlan Fu, eine kalte Suppe mit zweierlei Nudeln, Gewürzen und Ei.
Ebenfalls probiert haben sollte man Oromo, welches traditionell nur für Feste oder sonstige Anlässe zubereitet wird und eher selten in Restaurants zu finden ist. Es ist ein dünner Teig, welcher mit Karotten und Zwiebeln gefüllt wird und im Anschluss für 30-40 Minuten gedämpft wird – dazu gereicht wird eine Art Sauerrahm. Da hier nur selten Fleisch hinzu gegeben wird, eignet sich dieses Gericht als eines der wenigen auch für Vegetarier.
Doch auch die weiteren Gerichte sind einen Versuch wert, auch wenn Vegetarier wohl nur selten glücklich werden, denn die kirgisische Küche ist fleischlastig. Ob in Suppen, mit Nudeln oder Reis, Fleisch ist immer dabei. Besonders empfehlenswert ist hier Lagman, eine spezielle Nudelart, welche von Hand gezogen wird und entweder in Form einer Suppe oder mit Gemüse serviert wird.
5. Entspannen am Issyk Kul
Der Issyk Kul lockt mit seiner unglaublichen Größe, dem glasklaren Wasser sowie milden Temperaturen zahlreiche Gäste an. Er wird auch manchmal als kirgisisches Meer bezeichnet und das zurecht. Wenn man am Sand- oder Steinstrand am Ufer liegt und in die Ferne schaut, kann man nur selten die Gipfel auf der anderen Seite des Sees erblicken und so vergisst man schnell, dass man gerade in Zentralasien und Kirgistan, einem Binnenland, unterwegs ist.
Nach der Wanderung hinauf zum Ala Kul entspannte ich zwei Tage lang in einem Jurtencamp direkt am See. Besonders empfehlenswert ist das Bel Tam Camp direkt am Ufer.
6. Übernachte in einer gemütlichen Jurte
Wer nach Kirgistan reist, sollte zumindest eine Nacht in einer Jurte verbringen. Dafür muss man mittlerweile nicht weit fahren, Jurtencamps für Reisende gibt es fast überall, ob am Song Kul, in den Bergen oder direkt am Issyk Kul – und wer Glück hat, sieht auch, wie eine Jurte aufgebaut wird. Dies dauert nicht länger als ein paar Stunden, wenn sich also mal noch mehr Gäste ankündigen, wird das Gerüst aufgebaut, die Filzmatten herumgewickelt und der Untergrund mit Teppichen ausgelegt.
Manche Jurten werden mittlerweile mit Betten ausgestattet, doch viele bieten noch dicke Matten als Matratzen an. Diese werden abends auf den Teppichen ausgebreitet und schon hat man ein gemütliches Bett.
Bei den meisten Camps gibt es eine eigene Jurte oder ein kleines Häuschen, in welchem das Essen serviert wird. Bei Pferdetrekkings schläft man oft mit seinen Mitreisenden in einer Jurte. Duschen und Toiletten sind immer außerhalb der Jurte und werden ebenfalls geteilt.
7. In das hektische Basartreiben eintauchen
Egal ob in Bishkek, Karakol oder Osh – überall gehören Basare zu den beliebtesten Zielen der Stadt, und das gilt sowohl für Einheimische als auch für Touristen. Obwohl immer mehr Supermärkte eröffnen, gehen die meisten Einheimischen noch lieber auf den Basar. Hier gibt es auch alles von Haushaltsartikeln über Pflanzen bis hin zu getrockneten Früchten und Gewürzen.
Besonders sehens- und erlebenswert sind der Osh Basar in Bishkek sowie der Dshajma Basar in Osh. Beim Dshaima Basar ist besonders das Westufer für Touristen interessant, da es hier neben Lebensmitteln auch zahlreiche Souvenirs und Handwerkskunst zu ersteigern gibt.
Wie an jedem Ort, an dem sich eine Vielzahl an Menschen tummelt, sollte man auch hier stets auf persönliche Wertgegenstände achten. Zu Taschendiebstählen kann es immer wieder kommen. Bei Preisen kann gerne verhandelt werden. Dabei geht es jedoch nicht so leidenschaftlich und ausdauernd zu, wie auf manchem arabischen Basar. Die angebotenen lokalen Spezialitäten, wie etwa Trockenfrüchte oder Nüsse, eignen sich ausgezeichnet als Snack für unterwegs oder auch als Mitbringsel für Familie und Freunde daheim.
8. Skazka-Canyon – der „Fairytale-Canyon“
Am Südufer des Issyk Kul führt zwischen Karakol und Bokonbaevo ein Abzweig in den in den Skazka Canyon, der unter dem Namen Fairytale Canyon bekannt ist. Wer ein Auto hat, kann bis zu einem Parkplatz fahren. Wer mit den Marshrutkas (Minibussen) unterwegs ist, der muss die 2 Kilometer von der Hauptstraße bis zum Ausgangspunkt für Wanderungen spazieren.
Vom Parkplatz aus führen viele Wege in die unterschiedlichsten Richtungen. Es empfiehlt sich auf jeden Fall zu dem etwas höheren Aussichtspunkt zu wandern. Diesen erreicht man nach etwa 15 Minuten und genießt dann einen spektakulären Ausblick über den Canyon mit dem Issyk Kul im Hintergrund.
9. In den heißen Quellen bei Altyn Arashan entspannen
Nur unweit von Karakol entfernt kann man entweder zu Fuß nach Altyn Arashan wandern oder auch mit dem 4WD eine Piste hinauffahren. In Altyn Arashan findet man viele Unterkünfte, von Zeltplätzen über Jurtencamps bis zu festen Häusern vor. Die meisten von ihnen besitzen private heiße Quellen, wo man die von einer Wanderung beanspruchten Muskeln erholen kann. Gebadet wird hier in Bikinis oder Badeanzügen. Sofern im Camps übernachtet wird ist die Benutzung der heißen Quellen kostenfrei.
Man kann von hier entweder weiter bis zum Ala Kul See wandern oder nur einen Spaziergang in der Umgebung Altyn Arashans machen. Reittouren werden von den Unterkünften angeboten.
10. Lenin Peak aus der Nähe bestaunen
Der Pik Lenin oder eigentlich Pik Abuali ibni Sino ist mit seinen 7.134 Metern zwar nicht der höchste Gipfel Kirgistans, doch unter Bergsteigern gilt er als einer der einfachsten 7.000er. An der Grenze zwischen Tadschikistan und Kirgistan gelegen, als höchster Berg der Transalai-Kette im nördlichen Teil des Pamir, lockt er jedoch nicht nur Gipfelstürmer an.
Viele Reisende machen im Basecamp auf knapp 3.600 Metern ein paar Tage halt bevor sie von Kirgistan nach Tadschikistan auf den Pamir Highway weiterfahren. Im Basecamp bieten verschiedene private Veranstalter Zeltunterkünfte inklusive Verpflegung an. Die meisten organisieren Touren hinauf auf den Gipfel, wer aber nicht in so große Höhen hinaus möchte, ist trotzdem willkommen. Das Camp ist mit einem 4WD zu erreichen und es bieten sich diverse Wanderungen zur Akklimatisierung an. Die wohl beliebteste ist der Aufstieg zum sogenannten „Traveller‘s Pass“. Dieser lässt sich im Rahmen einer Tagestour erklimmen und bietet einen grandiosen Blick auf die Gebirgskette um den Pik Lenin.
11. Kymys probieren
Kymys ist quasi das kirgisische Nationalgetränk. Das Gefäß für die Herstellung davon ist sogar auf den kirgisischen Münzen, den Som, abgebildet. Kymys ist eine fermentierte Stutenmilch und erinnert im Geschmack etwas an Kefir.
Reisende haben in den meisten Jurten die Möglichkeit, dieses für europäische Mägen recht ungewohnte Getränk zu probieren. Zu viel sollte man hiervon jedoch nicht trinken, denn unsere Mägen vertragen die fermentierte Stutenmilch zumeist nicht auf Anhieb.
Kymys wird zumeist in einem Gefäß unter mehrmaligem Rühren für mindestens einen Tag in der Sonne fermentiert. Das fertige Produkt erreicht einen Alkoholgehalt zwischen 0.7 und 2.5%.
12. Kulturdenkmäler in Uzgen bestaunen
Wer neben den Naturwundern in Kirgistans Südwesten auch kulturell und historisch Wertvolles besuchen möchte, sollte jedenfalls in Uzgen anhalten. Hier findet sich eines der ältesten historischen Minarette des Landes. 28 Meter hoch und mit einer Wendeltreppe ausgestattet, hat dieses sowohl von innen als auch von außen einiges zu bieten. Dieses Minarett wurde im frühen 20. Jahrhundert bei einem Erdbeben zerstört, doch 1923 wieder getreu restauriert. Das Minarett kann nicht nur von außen bestaunt werden, sondern auch erklommen werden. Von oben bietet sich an klaren Tagen ein schöner Ausblick bis auf das Pamir Gebirge. Gemeinsam mit den drei Mausoleen stellt das Minarett ein wertvolles Zeugnis der Karachaniden-Zeit dar. Diese erstreckte sich vom 11. bis ins 12. Jahrhundert.
Uzgen hat in seinem Zentrum außerdem noch einen sehenswerten Basar zu bieten und ist vor allem für den hier angebauten Uzgen-Reis bis weit über die eigenen Grenzen hinaus bekannt. Dieser Reis zeichnet sich durch seine charakteristische bräunlich-rote Farbe aus und soll die am besten geeignetste Reissorte für die Zubereitung des Gerichts Plov sein.
13. Arslanbob
Ein Fixpunkt, der auf keiner Reise in Kirgistans Südwesten fehlen darf, ist Arslanbob. Dieser kleine Ort trägt den Namen des islamischen Mystikers Salmani Fars, der „Arslan“, also „der Löwe“, genannt wurde. Der usbekisch geprägte Ort bietet einen Basar, eine Moschee und eine Statue in Form eines goldenen Löwen, doch der eigentliche Grund für den Besuch liegt außerhalb des Dorfes: die weitläufigen, uralten Wildobst-und Walnusswälder. Die wohl am besten erhaltenen Wälder findet man in Kyzyl Ünkür, im östlichen Nachbartal. Die wilden Urformen vieler heute weit verbreiteter Obstsorten, wie etwa Äpfel, Birnen oder Pflaumen, stammen aus dem Tien-Shan-Gebirge.
Einer Legende nach lebte in der Antike ein fleißiger Mann namens Arslanbob in der Gegend, der dem Propheten Mohammed diente. Dieser beschloss, viele Nuss-, Pfirsich-, Aprikosen-, Zwetschken- und Apfelbäume zu pflanzen, was diesen Ort zu einem wahren Paradies machte. Und heute, wo man in das Dickicht aller Arten von köstlichen Geschenken großzügiger Natur eindringt, denkt man wirklich: „Sieht das nicht wie ein echtes Paradies aus?“ Diejenigen, die diese Wälder besucht haben, tragen immer noch ein Stück des lokalen irdischen Paradieses in ihrem Gedächtnis und in ihrer Seele mit nach Hause.
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