Lama-Trekking in der Eifel: Die Lamas sind eingezogen!

Im September sind sieben Lamas bei Julietta in der Schönecker Schweiz eingezogen. Wie es dazu kam, und was Julietta mit dem Lamas vorhat, erfahrt ihr in diesem Interview „Lama-Trekking in der Eifel“.

Hallo Julietta, was machen die Lamas?

Ich glaube, die fühlen sich ganz wohl. Tagsüber grasen Sie auf unserer Weide, galoppieren herum (was sehr witzig aussieht) und streiten sich auch schon mal. Sind ja alles Wallache, die untereinander klarmachen müssen, wer was zu sagen hat. Abends holen wir sie immer rein auf den Paddock. Dort haben sie zwei Offenställe, Heu zur freien Verfügung, Wasser natürlich und große Sandplätze zum Wälzen. Diese Plätze nutzen sie ganz ausgiebig.

Eifel-Lamas beim Sandbad

Eifel-Lamas beim Sandbad

 

Momentan, wo meine Tochter Sharifah Herbstferien hat, trainieren wir die Tiere häufiger am Nachmittag. Wir treiben sie dazu in unseren Catch-Pen und halftern sie an. Anschließend üben wir das Führen und bauen kleine Hindernisparcours auf. An den Wochenenden unternehmen wir auch schon Wanderungen bei uns in der Schönecker Schweiz, also im Naturschutzgebiet. Dort begegnen sie Wanderern, Leuten mit Hunden, ab und an auch einem Radfahrer oder sogar einem Moped. Da sechs der sieben Tiere in den Bergen des südlichen Elsass wirklich „mitten in der Pampa“ groß geworden sind, ist es wichtig, dass sie durch diese Trainings langsam an ihnen unbekannte Dinge herangeführt sind. Sie machen das übrigens großartig, sind sehr gelassen!

Wie bist Du eigentlich auf die Idee gekommen, Lama-Trekking in der Eifel anzubieten?

Oh, das hat eine lange Geschichte! Man sagt ja immer, dass Corona so eine Art Brennglas ist, für Probleme, aber auch Ideen. Jedenfalls habe ich schon vor Jahren davon geträumt, ein paar Esel und auch Kamele zu halten. Schon in den 90’er Jahren, als ich noch häufiger als Reiseleiterin mit unseren Gruppen unterwegs war, habe ich leidenschaftlich gerne Trekkings mit Eseln geführt. Und Kamele sind sowieso das Größte. In Jordanien, im Wadi Rum, habe ich damals wochenlang mit Badu gelebt, mich um Kamele gekümmert, und war dort sogar Besitzerin eines Kamels, al-Alya hieß die Stute.

Nun ist es nicht so einfach, hier in Deutschland Kamele zu kaufen, und dann bin ich ja auch häufig und länger selbst auf Reisen. Deswegen blieben die Esel und Kamele immer ein Traum, den ich mir irgendwann einmal erfüllen wollte.

Dann kam jetzt im Frühjahr Corona. Schon während des Lockdowns wurde mir klar, dass wir für uns – nomad – Alternativen zu den Fernreisen brauchen. Wir haben ja schon viele Krisen mitgemacht, angefangen von 9/11 über die Golfkriege und die Entführungen im Jemen. Aber diese Corona-Krise ist schon eine besondere Krise. Denn erstmals war nicht nur ein Reiseland oder eine Region betroffen, sondern auch unser Quellmarkt.

Wir im nomad-Team haben dann gemeinsam überlegt, welche Optionen wir haben und was am sinnvollsten ist. Unsere Devise war es ja immer schon, nur die Dinge zu machen, die uns wirklich am Herzen liegen, und die wir mit Leidenschaft machen können. Und Dinge zu tun, mit denen wir uns auskennen. Was lag da näher als Reisen in der Heimat anzubieten? Unsere „Reisen für Entdecker“ und „Reisen zu den Menschen“ in die Eifel zu bringen?

Voilà war das Projekt der eifelnomaden entstanden. Schon im April habe ich dann angefangen, nach Weideflächen zu suchen und zu recherchieren, welche Voraussetzungen ich als Tierhalterin erfüllen muss und welche Tiere für solche Trekkings und Wanderungen in Frage kommen. Bereits im Mai haben meine Tochter Sharifah und ich an einem ersten Seminar für Lamahaltung teilgenommen. Und spätestens da war es um uns geschehen: Wir wollten mit Lamas beginnen, den kleineren Verwandten der Dromedare!

Was war die größte Herausforderung bislang?

Hm, das ist eine spannende Frage. Zu Beginn dachte ich, dass es der Umgang mit den hiesigen Behörden sein würde. Vor allem deswegen, weil es in unserer Region, dem Eifelkreis Bitburg-Prüm, bislang keine vergleichbaren Angebote gibt und die Menschen hier als eher konservativ gelten, also als Neuem gegenüber nicht so aufgeschlossen. Außerdem habe ich mir schon Gedanken über die Verantwortung gemacht, die ich mit der Haltung einer ganzen Tierherde übernehme, mit der Versorgung und Pflege der Tiere.

Aber als wirklich schwierig hat sich im Nachhinein eigentlich nur das Pachten der Weide herausgestellt. Denn die hiesigen Bauern sind mehr oder minder dazu gezwungen, große Betriebe zu führen und möglichst weiter zu wachsen. Es sind alles Milchbauern, die unter den niedrigen Milchpreisen leiden und so viel Land wie möglich brauchen, um ihr Vieh zu ernähren. Außerdem verteilt die EU Fördergelder in so genannten Vertragsnaturschutzprogrammen. Die Flächen, die gefördert werden, stehen dann nicht mehr zur Beweidung zur Verfügung. Erst im Juli habe ich durch viel Glück eine etwa einen Hektar große Weide ergattern können. Aber die liegt nun wirklich ganz wunderbar direkt angrenzend an die Ruine der Schönecker Burg.


Aber es gab auch zwischendurch immer wieder Momente, in denen ich etwas aufgeschmissen war. Denn viele Dinge habe ich zum ersten Mal in meinem Leben gemacht: Ställe renovieren, Dächer decken, Viehanhänger fahren, Minibagger steuern und was nicht noch alles. Im Nachhinein muss ich sagen, dass dieses Handwerken und überhaupt die Auseinandersetzung mit so vielen neuen Dingen sehr hilfreich war, mit dieser blöden Pandemie und den für uns damit verbundenen Unsicherheiten klarzukommen.

Was planst Du für die kommenden Wochen und Monate? Welche Angebote wird es konkret zu „Lama-Trekking in der Eifel“ geben?

Momentan arbeiten wir parallel zum Training der Lamas an den Websites „eifelnomaden.de“ und „lamatrekking-eifel.de“.
Dort werden wir sowohl die kürzeren Wanderungen – angefangen von Spaziergängen von etwa 2-3 Stunden, die auch für Familien mit Kindern gut geeignet sind, über halb- und ganztägige Lama Wanderungen bis hin zu unseren bis zu 10tägigen Trekkings alle Angebote einstellen und buchbar machen.

Lama-Trekking Eifel mit Kindern

Lama-Trekking Eifel mit Kindern

Das Großartige an den Lamas ist ja, dass es sehr geduldige Tiere sind, die eine unglaubliche Ruhe ausstrahlen. Sie lassen sich gerne und leicht führen. Zudem können sie bis zu 25% ihres Körpergewichts tragen. Bei den längeren Touren werden sie also auch das Essen und die Utensilien für die Picknicks tragen, die wir an besonders schönen Stellen eingeplant haben.

Ab Mitte November wird es dann auch möglich sein, Gutscheine für die Wanderungen und Trekkings zu erwerben. Ich denke, dass das ein super Geschenk ist, denn man muss sich nicht gleich auf einen Termin festlegen, hat aber schon die ganze Vorfreude auf ein ganz besonderes, spannendes Erlebnis.

Eine weitere Option ist es, eine Lama-Patenschaft zu übernehmen. Eine Patenschaft ist ein ganz außergewöhnliches und nachhaltiges Geschenk, das dem/der von Dir beschenkten Glückspilz garantiert ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Oder man macht sich selbst ein Geschenk! Eine Tierpatenschaft unterstützen uns in diesen schwierigen Zeiten. Der Patenschaftsbeitrag wird selbstredend ausschließlich für den Unterhalt der Tiere, also zum Beispiel für Futter- und Tierarztkosten, verwendet.

Schönecker Schweiz Winterstimmung

Im Dezember wollen wir schließlich an den Adventswochenenden Wanderungen mit einem kleinen Glühweinumtrunk anbieten. Deswegen hoffen wir natürlich auch auf ein bisschen Schnee in diesem Winter! Wer länger bleiben möchte, kann sich sogar in unserer Ferienwohnung in der Alten Burg in Hersdorf einmieten und die Abende gemütlich am warmen Holzofen genießen.

Ferienwohnung Alte Burg Hersdorf Holzofen

Unsere längeren Trekkings starten dann ab März: Angefangen von Touren, die über das Wochenende mit einer Zwischenübernachtung hinunter zur Kyll führen bis hin zu den langen, geführten Trekkings, deren Ziel die Maare der Vulkaneifel und die ehrwürdige Klosterabtei Himmerod sind.

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Diese Touren sollen als nomad-Reisen teilweise von Ibrahim al-Balushi begleitet werden und sind ab November natürlich auch auf der nomad-Website buchbar.

Und wer kann an so einer Lama Wanderung in der Eifel überhaupt teilnehmen?

Teilnehmen können alle diejenigen, die sich gerne in der Natur aufhalten und sich ein bisschen körperlich betätigen wollen. Bei den einzelnen Angeboten steht natürlich genau, welche Kondition erforderlich ist. Auf den Info-Seiten erfährt man zudem alles Wissenswerte über Lamas im Allgemeinen und über unsere Touren.

Die kürzeren Touren gleichen eher geruhsamen Spaziergängen und sind auch für Familien mit kleineren Kindern geeignet. Bei den halb- bis ganztägigen Wanderungen geht es meist in das Naturschutzgebiet Schönecker Schweiz. Die wird von kleineren Tälern durchzogen, sodass auch mal eine Steigung dabei sein wird. Aber auch hier sind die Anforderungen an die Kondition nicht so hoch, und wir haben zudem Pausen eingeplant.

Schönecker Schweiz Naturschutzgebiet

Schönecker Schweiz Naturschutzgebiet

Anders sieht es bei den Trekkings mit Zwischenübernachtung aus: Da führen einige Touren auf alten römischen oder mittelalterlichen Trassen und Pilgerwegen hinab zur Kyll. Wie die meisten größeren Flüsse der Eifel schneidet sie tief in die umliegenden Hochebenen ein. Für diese Touren sollte man also schon ein wenig Sportsgeist mitbringen! Ich denke, dass wir hier vor allem erfahrene Wanderer und Wanderinnen dabei haben werden.

Lama-Trekking Eifel Wanderwege

Lama-Trekking Eifel Wanderwege

Natürlich wird es bei allen Touren – egal ob kurz oder lang – eine kurzweilige Einführung den Themen „Lama“ und „Lama-Trekking“ geben!

Das hört sich alles sehr spannend an! Kannst Du uns last but not least die Lamas kurz vorstellen? Was für Typen sind das überhaupt?

Ja klar, sehr gerne! Vorweg gesagt: Schon in diesen wenigen Wochen – die Lamas sind ja erst seit Mitte September bei uns – hat sich jeder Wallach als ganz eigener Charakter entpuppt, mit Macken und Kanten. Alle zusammen sind eine großartige Truppe, sehr neugierig und lustig. Ich genieße wirklich jede Minute mit ihnen, auch wenn es nur ums Abäppeln bei Regen geht ;-).

Luiz: Der Herr mit den mächtigen, buschigen Augenbrauen muss nicht immer der Erste sein, aber er dirigiert seine Truppe quasi aus dem Hintergrund. Er ist der Einzige, der ständig vor sich hinbrummelt, also dieses typische Lama-quietschen kultiviert. Neben Snickers ist der auch der Größte in der Herde, und er ist – momentan zumindest – der mit dem längsten Fell. Ich finde, dass er einen richtigen Charakterkopf hat. Jedenfalls ist er der Chef unserer Bande.

Snickers ist unser Nordlicht. Snickers stammt aus der Zucht der Friesenlamas und hat eine ganze Weile auf einem Hof direkt an der dänischen Grenze gewohnt. Dort wurde er auch als Therapietier eingesetzt. Mit seinem „Lion’s Cut“ und seinem feinen, grau-braunen Behang macht er optisch sehr viel her. Er ist super neugierig und überhaupt nicht scheu. Am Anfang musste er sich ein bisschen in die Herde einfinden, weil die anderen Wallache ja allesamt aus der Zucht der Blue Lamas vom Hornihof im Elsass stammen und gemeinsam aufgewachsen sind. Inzwischen ist er aber gut integriert.

Luca: Mit seinen Halbbrüdern Luiz und Arkan – sie haben denselben Vater – hat er den etwas kantigen Kopf gemein. Ansonsten ist er der Dunkelste in der Herde und ein lustiger Kerl, der mit seinen schwarzen Augen ganz besonders treuherzig gucken kann. Vielleicht deswegen, weil er der Älteste ist (2014 geboren), wirkt er auf mich ein bisschen wie der Ruhepol in der Herde.

Sonny: Der kleinste Wallach in unserer Herde ist vom Typ her ein „Classic Lama“. Das bedeutet, dass er länger gebaut ist als die anderen Lamas und sein Haar so wie das von Snickers (der auch ein paar Classic-Vorfahren hat) eher glatt und fein ist. Ich glaube, dass Sonny es faustdick hinter den Ohren hat. Zumindest ist er derjenige, der stets vorneweg alles auskundschaftet und sehr genau beobachtet. Und er hat auch einen ausgeprägten Willen, sodass wir ihn trotz seiner geringeren Größe wohl eher Erwachsenen an die Hand geben.

Arkan: Am liebsten tollt er zusammen mit Bingo umher. Sein linkes Auge ist von einem schwarzen Fellkranz umgeben. Das irritiert manchmal etwas, wenn er einen anschaut. Arkan und Yuri haben wir übrigens ungeschoren kennen gelernt. Beide sahen beindruckend bärig aus, etwa so wie Luiz jetzt noch. Bei der Abholung im Elsass waren die beiden dann aber geschoren und sind seither die zierlichsten Lamas unserer Herde …

Bingo ist der Clown der Truppe. Seine Fellfarbe wird als „rose-grey“ bezeichnet. Er hat die lustigsten Bananen-Ohren, die man sich vorstellen kann und tobt gerne mit riesigen, linkischen Sprüngen im Stall und auf der Weide herum.

Yuri schließlich ist der zweite weiße Wallach in der Herde. Nur seine Schnauze, sein Nacken und der Schwanz sind schwarzbraun eingefärbt. Genau wie Luca bricht er alle Herzen, wenn er einen treu anschaut. Vom Wesen her ist er aber eher sanft und ruhig. Vielleicht deswegen, weil er genau so heißt wie unser Husky Yuri, habe ich ihn gleich von Anfang an besonders liebgewonnen.

Also am besten kommst Du einfach mal vorbei und lernst sie kennen …

Written by Jennifer Daxböck