Nachhaltig Fliegen – ist das möglich?: Ein Selbstversuch

Umweltbewusst sind unsere Reisen schon immer, doch die An- und Abreise per Flugzeug ist uns und unserer Klimabilanz stets ein schmerzender Dorn im Auge. Die Kompensation der CO²-Emissionen ist der wichtigste, wohl aber auch der einfachste Teil des möglichst nachhaltigen Fliegens. Viel schwieriger wird es bei der Plastikvermeidung. Bei meiner letzten Flugreise wagte ich selbst den Versuch, so nachhaltig wie möglich zu fliegen. Wie ich mich dabei geschlagen habe und was man dabei beachten sollte, habe ich für Sie zusammengefasst.

CO²-Emissionen: Welche Fluggesellschaft ist am besten und wie kompensiere ich?

Um einen direkten Vergleich zu haben, wollte ich auf dem Hinflug ganz konventionell ohne Extrawünsche fliegen und den Rückflug möglichst nachhaltig gestalten.

Dabei sollte bereits bei der Auswahl des Fluges die Berechnung des ausgestoßenen CO²s ein Entscheidungskriterium sein. Sowohl Strecke als auch Flugzeugtyp spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Auch sollte man sich nicht von einem Direktflug beeindrucken lassen: Laut Berechnung auf der atmosfair-Website stößt ein Flug mit Oman Air in der Economy Class 2215 kg CO2 aus, wohingegen ein Flug mit Turkish Airlines trotz Zwischenlandung lediglich 1810 kg CO2 ausstößt. Entscheidend hierbei sind die Flugzeugtypen!

Mein Tipp: Bereits vor der Flugbuchung ausreichend informieren, denn ein geringerer Ausstoß von CO² ist allemal besser als eine Kompensation. Die Berechnungen und auch die anschließende Kompensation sind sehr einfach und wirkungsvoll über atmosfair zu handhaben.

Verpflegung an Bord: Geht’s auch ohne Müll?

Nachdem das geschafft war, beschäftigte ich mich mit vermeintlichen „Kleinigkeiten“, die letztendlich eine wahre Herausforderung darstellten. Laut der Branchenvereinigung IATA hinterlässt ein Passagier pro Flug 1,43 Kilo Abfall – und mein Ziel war, diese komplett zu vermeiden!

Der erste Schritt war ein Anruf bei der Service-Hotline der Fluglinie, um mein Essen abzubestellen. Nach einiger Verwirrung wurde mir dies zugesagt, bei späterem Kontakt wurde mir jedoch mitgeteilt, dass Essen gar nicht komplett abbestellt werden kann. Die Fluggesellschaft hat einfach in meiner Buchung „she doesn`t want to eat“ vermerkt. Es wurde also Essen für mich an Bord geladen und nach Ende des Fluges weggeschmissen!

Im Zuge unserer plastikfreien Jubiläumsreise im November beschäftigen wir uns intensiver mit dem Thema. Leider bietet momentan keine Fluglinie nach Oman die Möglichkeit, Essen auf Wunsch vollständig abzubestellen.

Da ich dies zum Zeitpunkt meiner Reise noch nicht wusste, nahm ich eine Anzahl von Essbehältern und auch eine Trinkflasche mit, die ich dann in Oman mit Verpflegung für die Reisezeit füllen wollte. Beim Packen dieser Artikel ist es übrigens wegen der Sicherheitsbestimmungen wichtig, dass man kein Metallmesser mitnimmt. Durch meine lange Zeit in Oman habe ich mir das Essen mit einem Löffel angewöhnt, sodass dies für mich die einfachste Alternative zum Besteck war.

Mein Verpflegungstipp für zukünftige Reisen: Mittlerweile gibt es einige Fluglinien, die verschiedene Tarife anbieten, darunter teilweise auch Tarife ohne Verpflegung. Das sind vor allem die so genannten „Low Cost Carrier“. Dort kann man dann sein eigenes Essen mitbringen. Falls man gezwungenermaßen eine Verpflegung wählen muss, dann empfehlen wir die Früchteplatte (FPML; von Englisch „Fruit Platter Meal“), denn dort entfallen die vielen einzeln verpackten Komponenten einer üblichen Mahlzeit.

 

Und sonst? Hat man bereits alles dabei was man braucht!

Doch neben dem Essen wird im Flugzeug auch vieles andere in Plastik verpackt, zum Beispiel Kopfhörer, Schlafmaske und Decken.

Mein Tipp: All dies hat man normalerweise sowieso Zuhause oder gar im Gepäck, sodass man gut auf die extra verpackten Gegenstände, die im Flugzeug ausgehändigt werden, verzichten kann. Die dicke Jacke kann man beim Check-In in den Koffer packen und sich bei der Gelegenheit einen kuscheligen Pullover in das Handgepäck stecken. Auch eine leichte Decke nimmt nicht zu viel Platz weg.

Nach einem langen Flug, bei dem ich das erste Mal den vielen Müll, der dort produziert wird, bewusst wahrgenommen habe, war ich bereits bei meinem Aufenthalt in Oman sehr darauf bedacht, möglichst nachhaltig zu reisen.  Plastikvermeidung und müllfreies Reisen ist in Oman mit einigen Tricks sehr einfach. Wie wir unsere Reisen dort gestalten, erfahren Sie in einem gesonderten Blogartikel.

Der Selbstversuch – eine ganze Familie macht mit…

Den letzten Tag in Oman hatte ich eigentlich für die Vorbereitung meines plastikfreien Flugs angedacht, jedoch kam eine Einladung dazwischen, die mich bis kurz vor Abflug daran hinderte, mich entsprechend auszustatten.

Ich erzählte also der Familie von meinem Vorhaben plastikfrei zu fliegen, um weniger Müll zu erzeugen. Nachdem ich anfangs etwas belächelt wurde, waren doch schnell alle mit vereinten Kräften dabei, alles Notwendige im Haus aufzutreiben. Die Behälter für das Essen waren rasch und mehr als ausreichend mit dem Abendessen der Familie gefüllt. Die Kinder liehen mir ihre Kopfhörer und versorgten mich mit einer Decke und einem Kissen. Besonders gefreut hat mich, dass ich auch ein kleines Handtuch bekam, mit dem Hinweis, dass ich ja nicht nur auf dem Flug, sondern auch davor und danach die Papiertücher nach dem Händewaschen meiden sollte.

Mit vollem Handgepäck fuhr ich zum Flughafen und hatte bei den Kontrollen keinerlei Probleme durch die Lebensmittel. Dabei möchte ich aber nicht unerwähnt lassen, dass ich von Haus aus vegan lebe, also keine tierischen Produkte (z.B. Fleisch, Milchprodukte oder Honig) bei mir hatte, lediglich einen Löffel bei mir trug und meine Trinkbehälter erst nach der letzten Handgepäckkontrolle an einem der vielen Trinkwasserbrunnen im Flughafen aufgefüllt habe.

Da mein Flug leider Verspätung hatte, konnte ich einen weiteren Vorteil meines mitgebrachten Essens genießen: Dann zu essen, wenn man Hunger hat, anstatt mit leerem Magen einzuschlafen und dann unsanft zum Essen geweckt zu werden – oder dieses sogar ganz zu verschlafen.

Mein Fazit: Es ist leichter als gedacht!

Zusammenfassend ist zu sagen, dass ich mir plastikmüllfreies Fliegen schwieriger vorgestellt habe, als es tatsächlich war. Zur Vorbereitung sollte man lediglich die Verpflegung bei der Fluglinie abbestellen und sich wiederverwendbare Behälter für Essen und Trinken besorgen.  Überraschenderweise ist die Versorgung mit plastikfreien Lebensmitteln und vor allem Wasser in den Flughäfen auf der arabischen Halbinsel einfacher als in Deutschland, was bei der Planung zu beachten ist.

Bei plastikfreien Flugreisen, die über nomad gebucht sind, informieren wir Sie bei der Vorbereitung der Reise über Versorgungsmöglichkeiten an den betreffenden Flughäfen, welche Airline Sie ohne Verpflegung an Ihren Wunschort bringt und wieviel CO² bei Ihrer Flugreise anfällt.

Den Gästen unserer Jubiläumsreise schenken wir überdies zum Reisebeginn passende Essensbehälter, genauer praktische Tiffin-Lunchboxen, und traditionelle arabische Zahnputzhölzer. Damit können die Mitreisenden unseres Kameltrekkings in der omanischen Rub al-Khali ihre Anreise ganz einfach müllfrei gestalten.

Written by Natalie Szydlik