Oman per Fahrrad – besser gehts nicht!

Oman per Fahrrad – geht das überhaupt? Diese Frage haben wir vor unserer Abreise oft gestellt bekommen. Die Antwort: Und wie!

Dass der Oman das perfekte Winterreiseziel ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen: Welche andere Destination verbindet gute Erreichbarkeit, Bademöglichkeit im indischen Ozean, atemberaubende Landschaften und eine legendäre Gastfreundschaft so gut wie das Land an der Südspitze der arabischen Halbinsel?

Ein Großteil der Oman-Besucher ist mit dem Auto unterwegs – kein Wunder angesichts der perfekten Straßen. Wir haben uns Ende letzten Jahres entschieden, es dieses Mal etwas anders anzugehen: Mit offroad-tauglichen Gravel-Fahrrädern, Zelt und Kocher. So viel sei vorweg genommen: Ein schöneres Land zum Radeln im Dezember wird sich kaum finden.

Oman per Fahrrad – die Reiseroute

Unsere Reise beginnt natürlich in Muscat. Warmer Wind um die Nase und die Gelassenheit am Flughafen machen direkt schon mal gute Laune. Wir entscheiden uns, die Hauptstadt erst nach unserer 12-tägigen Radreise zu erkunden und starten nach kurzem Innehalten in Seeb (Fisch essen!) Richtung Süden. Unser Plan: Zunächst auf der Ostseite des östlichen Hajjar entlang der Küste Richtung Süden bis Ras al-Hadd, dann quer durch die Geröllfelder bis nach Jalan Bani Bu Ali. Von dort auf der Westseite des Gebirges Richtung Norden bis nach Nizwa… und zu guter letzt der Höhepunkt: die Querung des westlichen Hajjar über Sharaf Al Alamayn durch das Wadi Bani Awf. Insgesamt gut 900km mit jeder Menge Pisten und Höhenmetern.

Richtig los geht es für uns in Amrat südlich von Muscat (den Stadtverkehr spart man sich am besten und lässt sich südlich der Hauptstadt absetzen – danke an das Team von Nomad!). “Einrollen” wird der wunderschönen Landschaft um Amrat kaum gerecht: Bizarre Felsformationen, immer wieder kleine Oasen in versteckten Wadis. Auf dem Weg nach Qurriyat stoßen wir auf das grandiose Wadi Majlas – wir rollen auf einer Gravel-Piste gemütlich Richtung Küste. Gezeltet wird standesgemäß direkt an Indischen Ozean – immer wieder überraschend, dass im Oman das Zelten ganz selbstverständlich ist und gerne gesehen wird.

Reise entlang der Küste

Weiter geht’s am nächsten Tag in Richtung Dayqah-Damm. Die paar Höhenmeter sind schnell vergessen, als wir in eine der schönsten Landschaften eintauchen, die wir während der Reise gesehen haben: Leuchtend rote Felsen, eingebettet in dunkle Basaltfelder.

Das nächste Highlight der Reise ist Sur. Die große Überraschung: Aus dem verschlafenen Fischerdorf ist in den letzten 10 Jahren eine richtige Stadt geworden. Wer das omanische Leben studieren will, wird Sur lieben (haben wir den hervorragenden Fisch schon erwähnt?). Apropos Highlights: Wir können der Versuchung nicht widerstehen und verbringen die nächste Nacht auf einem HAUSBOOT!!! – mitten im Oman, unglaublich! Die Hausboote dümpeln gemütlich in einer Lagune kurz vor Ras al Hadd.

Mit gemütlich ist es am nächsten Tag erstmal vorbei – es geht über Wellblechpisten Richtung Jalan Bani Bu Ali. Wenig Infrastruktur – hier muss man ein wenig auf die Wasservorräte achten – wären da nicht die liebenswerten Omanis: Die wenigen Autofahrer halten alle an und bieten uns Wasser an. Toll!

Von der Küste ins Landesinnere

Von Jalan Bani Bu Ali geht’s in den Ausläufern des Wadi Bani Khalid Richtung Norden. Letzteres ist natürlich ein Highlight einer jeden Oman-Reise – allerdings eben auch ein wenig touristischer. Uns zieht es weiter in Richtung Unbekanntes – wir verlassen die Hauptroute und fahren auf Nebenstraßen Richtung Lizq. Ein weiterer sensationeller Camping-Spot in einem seichten Wadi inmitten einer Vulkanlandschaft. Am nächsten Tag erreichen wir Manah – Oasenstadt mit beeindruckender Befestigungsanlage. Der Burgwächter spricht arabisch, wir nicht – aber irgendwie klappt’s dann doch ziemlich gut mit der Führung

Ja, und dann freuen wir uns doch ziemlich auf einen Espresso in einem der schicken Cafe’s an der Festung Nizwa. Auch die hat sich in den letzten Jahren gemacht: Tolle Ausstellung, sehr dezent kuratiert und renoviert. Wir verweilen nur kurz, denn wir wollen noch bis Al Hamra (“die Rote”). Für uns eines der Highlights der ganzen Reise – die Wirkung einer alten Lehm-Oasenstadt ist schwer zu beschreiben. Wir genießen den Sonnenuntergang über der “Roten” auf der Dachterasse des  wunderbaren Hotel Bait al Jabal.

 

Herausforderungen am Djebel Shams

Für den nächsten Tag ist eigentlich Kletterei angesagt zum legendären Djebel Shams. Allerdings droht in den nächsten Tagen Regen, so dass wir den Djebel Shams ausfallen lassen (schaaaade :)) und uns direkt auf zum Sharaf al Alamayn-Pass. Der Aufstieg hat es in sich, es wird lecker warm. Oben angekommen haben wir nicht viel  Zeit zu verlieren – wir müssen noch Höhenmeter verlieren, da es nachts richtig kalt wird. Die “Abfahrt” durch das Wadi Bani Awf ist hardcore – zum Teil 25%-Gefälle auf losem Gravel. Da sind Nerven gefragt. Einen Tag später sind wir gut durchgerüttelt am Ausgang des Wadis angekommen – genau richtig, da es nun tatsächlich regnet. Regen im Wadi Bani Awf ist gefährlich – wir sind froh, dass wir den Djebel Shams-Plan geändert haben.

Kurz vor Muscat beenden wir unsere Fahrradreise. Ab jetzt noch eine Woche “Oman Classic” mit dem Geländewagen. Auch mal schön zur Abwechslung!

Die beste Reisezeit für Oman
Die Hauptsaison in Oman liegt in den Wintermonaten, in denen es in Europa mitunter sehr kalt wird. In Oman hingegen bewegen sich die Temperaturen in dieser Zeit zwischen angenehmen 25 und 30°C. Besonders wenn Sie eine Aktivreise beispielsweise mit dem Fahrrad planen, empfehlen wir Ihnen die Monate Dezember und Januar.

Oman per Fahrrad – Praktische Tipps und Hinweise

Für die Radfahrer unter den Lesern: Der Oman bietet für jeden Radtypen etwas: Ausgezeichnete Asphaltstraßen und Serpentinen für das Rennrad-Wintertraining, schöne Nebenstrecken für das Biketouring oder Trails für das Bikepacking / Graveln.

Unsere Route hatte sowohl längere Asphalt-Abschnitte als auch Pisten. Hierfür haben sich Gravelbikes mit mindestens 40mm-Reifen / 650b-Laufrädern und einer Übersetzung von mindestens 1:1 bewährt (besser mit Untersetzung). Die Pisten fordern das Material – gute Scheibenbremsen (am besten hydraulisch) und etwas Erfahrung im Gelände-fahren sind empfehlenswert. Wer es “offroadiger” mag: Es gibt jede Menge Trail-Optionen, die nur mit Mountainbikes gefahren werden können. Gerade in den Bergen stellen diese allerdings besondere Anforderungen an die Fahrtechnik – nichts für Anfänger!

Zur Ersatzteil-Lage im Oman: Außerhalb von Muscat wird es schwierig. Genügend Schläuche sollte man mitnehmen. Alle komplizierteren Reparaturen können in Muscat erledigt werden (inkl. Hydraulik-Bremsen) – auch hier ist der Support-Service von Nomad sehr hilfreich, da sie die Fahrradhändler vor Ort kennen.

Die Teerstraßen im Oman sind ausgezeichnet – zum Großteil wesentlich besser befahrbar als Europas Straßen. Autofahrer haben wir überall als sehr rücksichtsvoll erlebt. Den Großraum Muscat sollte man wegen des hohen Verkehrsaufkommens allerdings eher meiden. Wasser war mit 3l pro Person am Fahrrad kein Problem – jede Moschee hat eine Trinkwasserversorgung.

Weitere Informationen
Bei Fragen und Anmerkungen zu Fahrrad Reisen in Oman steht Ihnen Jennifer Daxböck gerne zur Verfügung. Sie erreichen sie unter j.daxboeck@nomad-reisen.de und telefonisch unter 0221 – 6606250. Besuchen Sie außerdem unsere Website.
Written by Gastautor_in