Tadschikistans Nationalpark im Pamir-Gebirge

Tadschikistans Nationalpark im Pamir-Gebirge liegt mit mehr als 2.6 Millionen Hektar Land im Nordosten des Landes. Damit umschließt er den zentralen Teil des Pamir-Gebirges, das neben dem Himalaya und dem Karakorum zu den höchsten Gebirgs-Ökosystemen der Welt zählt, und erstreckt sich über immerhin 18% des tadschikischen Staates. zDer höchste Berg ist der Ismoil Somoni Peak (1932–1962 Stalin Peak; 1962–1998 Communism Peak genannt), mit 7.495 müNN.

Einheimische nennen das Pamir-Gebirge „Bam-i-Dunya“, das „Dach der Welt“. Im Persischen bedeutet „pamir“ soviel wie „rollendes Weideland“. Die Region ist eines der tektonisch aktivsten Gebiete der Welt, da dort die indische und die australische Erdplatte aufeinander treffen.Tadschikistan: PamirDie Temperaturen im Pamir Nationalpark variieren je nach Jahreszeit sehr stark. Auf den oft bitterkalten Winter mit Temperaturen bis -45 Grad folgt erst im Mai die Schneeschmelze. Regenfälle können die wenigen Straßen und Pisten im Juni und Juli unpassierbar machen. Die beste Reisezeit ist der kurze Sommer zwischen Juli und Ende September; danach wird es rasch wieder sehr kalt.

Neben der atemberaubenden Berglandschaft bietet der Nationalpark eine vielfältige Blumenwelt, 170 Flüsse, 400 Seen und mehr als eintausend Gletscher – darunter der Fedchenko Gletscher, welcher als der längste Talgletscher außerhalb des Polargebietes gilt. Der Park bietet Schutz für seltene und vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie dem Marco Polo Argali Schaf, dem Schneeleoparden und dem Sibirischen Ibex.

Durch seine Größe, die Abgeschiedenheit und den Gebirgswüstencharakter ist der Pamir Nationalpark kaum vom Menschen beeinflusst. Deswegen gibt es eine nur sehr kleine “Pufferzone“. Ganze 78% des Pamir Nationalparks sind dementsprechend als Kerngebiet gekennzeichnet. Das bedeutet, dass nur die restliche Grenzregion für limitierten “nachhaltigen Gebrauch” freigegeben ist. Das gesamte Gebiet gehört dem Staat Tadschikistan. Die Richtlinien für die Nutzung des Pamir Nationalparks sind eindeutig und strikt. Jede Aktivität, die der Integrität des Nationalparks schaden könnte, wie z.B. Bergbau, ist verboten und illegal. Das Management des Pamir Nationalparks achtet jedoch darauf, dass die traditionelle Nutzung des Landes durch lokale Kommunen nicht eingeschränkt und weiterhin respektiert wird.Tadschikistan: PamirAn den eigentlichen Pamir Nationalpark schließt sich im Osten bis an die chinesische Grenze das Hochplateau des Pamir an. Im Süden erstreckt sich bis an die afghanische Grenze ein von tiefen Tälern mit schnell fließenden Flüssen wie dem Vanj, dem Bartang und dem Ghund durchzogenes Bergland. Die Südgrenze markiert hier der Panj, der im späteren Verlauf zum Amu Darya wird. Diese Region im Osten Tadschikistans bildet insgesamt die Provinz Badakhshan, früher als „GBAO“ bekannt.

Da es im gesamten Pamir kaum landwirtschaftlich nutzbare Flächen gibt, lebten die wenigen Bewohner bis zum Anschluss Tadschikistans an die Sowjetunion vorwiegend als Nomaden. Erst die Sowjets bauten – auch zur Sicherung der Grenzen – Straßen, führten ein rudimentäres Bildungs- und Gesundheitswesen ein, begannen Bodenschätze auszubeuten und richteten staatliche Landwirtschaftskooperativen  ein. Die Bevölkerung wurde mit Treibstoff und Lebensmitteln versorgt, es entstanden größere Ortschaften. Als die Sowjetunion zusammenbrach, hatte dies schwerwiegende Folgen für die Region. Ohne die Zulieferung von Waren und Treibstoff war die einheimische Bevölkerung gezwungen, die traditionelle Landwirtschaft wieder zu erlernen. Zahlreiche vor allem jüngere Menschen wanderten aber auch aus. In 1993 konnten nur 16% der lebensnotwendigen Grundlagen selber erwirtschaftet werden. In 2006 waren es schon ganze 80%. Für die zukünftige Entwicklung der Region gilt Schaffung von Arbeitsplätzen durch den Tourismus als erfolgversprechend.

Jahrhunderte der Isolation in den hohen Bergtälern haben die Entwicklung vieler lokaler Dialekte und Sprachen in den verstreuten Berggemeinden gefördert. Im Osten Tadschikistans leben vorwiegend ethnische Kirgisen, während die Täler des Panj und seiner Zuflüsse hauptsächlich von Pamiris bewohnt werden, die neben dem weit verbreiteten Shugnani z.B. auch Wakhi, Ishkashimi und Rushani sprechen. Während die Tadschiken hauptsächlich sunnitische Muslime sind, bekennt sich  der weitaus größte Teil der Pamiris zum Ismailismus. Diese dem Schiismus zugehörende islamische Glaubensrichtung bildete sich ab dem 11. Jh. in dieser Region aus. Ihr spiritueller Führer ist der in der Schweiz lebende Aga Khan, der in der Region seit vielen Jahren mit Projekten präsent ist und bei der Bevölkerung uneingeschränkte Sympathie genießt. Die Schwerpunkte der Förderung durch den Aga Khan liegen im Bildungssektor und im Ausbau der Infrastruktur.Tadschikistan: PamirDer Ismalismus kennt keinen etablierten Klerus und z.B. auch keine Sakralbauten wie Moscheen. Die Gebete werden von einem khalifa geführt, der gleichzeitig als religiöse Autorität gilt und die Gemeinden gemeinsam mit einem rais, einem Dorfvorsteher, führt. Die Gebete werden in Gemeinschaftshäusern abgehalten, den jamu’at khana. Diese sind außen und innen oft farbenprächtig bemalt und folgen dem Typus eines reich mit Schnitzwerk verzierten klassischen Pamiri-Hauses. In den Gemeinschaftshäusern finden auch Gemeindeversammlungen statt, und sie dienen als Gästehäuser der Dörfer. Die einzigen erkennbaren Sakralbauten sind kleine, meist weiß gekalkte Schreine am Wegesrand, deren Hausecken und Firste oft mit den mächtigen Hörnern der Wildschafe verziert sind. Im Inneren solcher Schreine finden sich oft rundliche Opfersteine, auf denen die Schädel von Opfertieren liegen.

Die lokale Bevölkerung ist äußerst gastfreundlich und zuvorkommend. Seit 2003 wurde eine Reihe von Eco-Tourism-Projekten gestartet, die den Badakhshanis ein zusätzliches Einkommen verschaffen sollen. Die Reisenden können in den Privathäusern und Jurten der Einheimischen übernachten und werden dort auch bekocht. Lokale Kooperativen bieten typische Handwerksprodukte an. In einigen Gebieten kann man mit lokalen Führern Wanderungen und Trekkings unternehmen. Die Koordination der verschiedenen Aktivitäten übernehmen Büros in Murghab und Khorog. Diese lokalen Initiativen haben folgenden Verhaltenskodex für Reisende entwickelt:

Respektieren Sie die Einwohner:

Seien Sie sich Ihres Verhaltens und Auftretens bewusst und bedenken Sie, wie diese auf die lokale Gemeinschaft wirken. Informieren Sie sich über die Verhaltensweisen vor Ort und respektieren Sie diese. Achten Sie besonders auf folgende Punkte:

– Putzen Sie sich nicht die Nase vor Ihren Gastgebern; das gilt vor allem beim Essen.

– Treten sie nicht auf das Dastakhon (ein auf dem Boden ausgelegtes Tischtuch).

– Entfernen Sie sich Rückwärts von einem Schrein.

– Prahlen Sie nicht damit, dass Sie mehr Reichtum besitzen als ihr Gastgeber.

– Unterstützen Sie auf keinen Fall Bettler. Falls Sie Geschenke mitbringen, fragen Sie zuerst was am meisten gebraucht wird und wie Sie diese Dinge verteilen sollten.

– Kaufen Sie keine antiken, kulturellen Besitztümer von Einheimischen. Unterstützen Sie stattdessen die lokalen Künstler und erwerben Sie deren Handarbeiten in „The Yak House“ oder „De Pamiri Handicrafts“.

– Nutzen Sie nicht die Gastfreundschaft der Pamiri aus. Geben Sie Ihrem Gastgeber einen angemessenen Ausgleich für Essen und Unterkunft (angefangen bei $12).

Limitieren Sie Ihren ökologischen Fußabdruck:

– Bitte versuchen Sie Ihren Müll auf ein Minimum zu reduzieren und werfen Sie diesen in die dafür vorgesehenen Behältnisse.

– Die Vegetation in den Höhenlagen ist sehr empfindlich und ihre Regeneration dauert sehr lange. Pflücken Sie keine Blumen oder Pflanzen und achten Sie darauf sie nicht zu zertreten.

– Erkundigen Sie sich nach den ansässigen Tierarten. Konsumieren oder kaufen Sie keine Produkte von gefährdeten Tierarten wie dem Ibex oder Schneeleoparden.

– Verbrennen Sie keine Bäume oder Sträucher, da diese selten sind. Benutzen Sie stattdessen Kerosin oder Gas zum Kochen und Heizen.

– Verbrennen Sie benutztes Toilettenpapier während Wanderungen.

– Lassen Sie keinen Müll auf Wanderungen zurück.

Haben Sie Lust, einmal selbst in den Pamir Nationalpark zu reisen? Hier finden Sie unsere Reisen nach Tadschikistan.

Written by Eva Kuhl