Usbekistan: Änderungen vereinfachen individuelles Reisen

In den vergangenen Jahren hat sich Usbekistan zunehmend für den Tourismus geöffnet. Laut der usbekischen Botschaft in Deutschland ist der Tourismus in dem zentralasiatischen Land ein noch „relative junger, aber boomender Wirtschaftszweig“.

Wir geben Service-Tipps für individuelle Reisen nach Usbekistan.

Die frühere Sowjetrepublik Usbekistan erlebt seit dem Machtwechsel 2016 mit dem Präsidenten Schawkat Mirsijojew eine deutliche Öffnung. Auch der Tourismus profitiert davon. Zu den zahlreichen Maßnahmen, die beschlossen wurden, zählen:

  • Visafreiheit für etliche europäische Nationalitäten
  • die Öffnung von lange geschlossenen Grenzübergängen
  • der Ausbau der Infrastruktur und hier besonders des Bahnnetzes
  • der Wegfall der Hotel-Registrierung
  • die Erlaubnis zur Vermietung von Mietwagen ohne Fahrer
  • und die Neufassung der „Fotografier-Regeln“

Was bedeutet das im Einzelnen für unsere Reisegäste?

Frauengruppe in Buchara

Neue Einreisebestimmungen

Zu Anfang diesen Jahres hat die Regierung die Einreisebestimmungen deutlich erleichtert. Deutsche Staatsangehörige, Österreicher und Schweizer können nun für maximal 30 Tage ohne vorab beantragtes Visum nach Usbekistan einreisen.

Grenzübergänge

Außerdem öffnete die Regierung 2018 einen der wichtigsten Grenzübergänge nach Tadschikistan.  Der Übergang Pandschakent (Pendjikent) liegt auf dem Weg von  Samarkand nach Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans. Pandschakent liegt ebenfalls an der einstigen Seidenstraße und stand in sehr engem Kontakt zu ihrer nur 60 Kilometer entfernten „Schwesterstadt“ Samarkand. Die Öffnung dieses Übergangs bietet Touristen jetzt den Vorteil, leichter in den Nordwesten Tadschikistans reisen zu können. Hier liegt das Fan-Gebirge – eine der schönsten Kulissen für Wanderungen in Zentralasien.

Außerdem wurden weitere Grenzübergänge nach Kasachstan geöffnet. Dazu zählen die Übergänge Atameken, Kaplanbek und Turkistan/Kazygurt. Sie befinden sich alle in der Nähe von Taschkent und sollen den bisherigen Grenzübergang Yalama entlasten. Hier ist es in der Vergangenheit (insbesondere im Sommer 2018) zu langen Wartezeiten gekommen. Auf der kasachischen Seite liegen diese Übergänge auf der direkten Route nach Shymkent, einer Großstadt, die etwa 120 Kilometer von Taschkent entfernt liegt. Für Touristen erleichtert das die Einreise von Usbekistan in den Süden Kasachstans. Jene Besucher, die gerne öffentliche Verkehrsmittel benutzen möchten, können hier beispielsweise die Grenze auch mit dem Bus überqueren.

 

Straße auf dem Weg zur Kyzylkum Wüste.

Infrastruktur

Auch die Infrastruktur des Landes wird zunehmend ausgebaut. Ein Hauptanliegen der Regierung ist es, den angeschlagenen Zustand der Straßen zu verbessern. Ein Großteil der Modernisierung betrifft dabei die Fernstraßen, die auch Touristen besonders oft nutzen. Auch die Umgehungsstraßen von Taschkent, Karshi, Buchara und Gulistan werden renoviert. Von dem Ausbau sind u. a. die touristischen Hauptrouten  zwischen Taschkent-Samarkand-Karshi und die Route Samarkand-Buchara betroffen. Das verkürzt die Reisezeit zwischen diesen Städten ungemein.

Vorteile einer Zugreise

Neben dem Ausbau des Straßennetzes wurde auch das Bahnnetz in Usbekistan verbessert. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug „Afrasiab“ ist der Reisekomfort deutlich gestiegen. Der Zug überzeugt nicht nur durch seine Schnelligkeit, sondern auch die geräumige und moderne Ausstattung. Die Reisezeit zwischen den wichtigsten Stationen (Taschkent, Samarkand und Buchara) verringert sich durch seine Inbetriebnahme erheblich. So beträgt die Reisezeit bei den Verbindungen Taschkent-Buchara 4 Stunden; Taschkent-Samarkand 2 Stunden und Samarkand-Buchara 1,5 Stunden. Die Tickets für den Hochgeschwindigkeitszug stehen im Internet und an den Bahnhöfen meist schon zwei Wochen vorher zum Verkauf. Hier sollte man allerdings schnell reagieren, denn die Tickets sind beliebt und zügig ausverkauft.

Hinzu kommen weitere günstige Verbindungen mit langsameren Zügen, wie zum Beispiel aus dem östlich-gelegenen Ferghana-Tal nach Taschkent. Die Fahrt von Taschkent nach Andijan dauert 5,5 Stunden. Aus dem Süden führt die Zugstrecke von Termiz über Samarkand in die Hauptstadt. Und im Westen des Landes werden die Städte Buchara, Urgench und Nukus durch eine Bahnstrecke, die weiter nach Kasachstan führt, miteinander verbunden. Außerdem führt eine Zug-Verbindung von Urgench in die touristisch sehr beliebte Stadt Chiwa. In der Vergangenheit war in Urgench der Umstieg in ein Taxi nach Khiwa notwendig, der nun entfällt.

Frauengruppe in Taschkent

Insgesamt bietet das Bahnnetz den Vorteil für die Reisenden, bequem und günstig zwischen ihren Reisezielen unterwegs sein zu können. Im Vergleich zur Fortbewegung auf der Straße ist der Zugverkehr durch die Einsparung von CO²-Emissionen zudem nachhaltig. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich während der Fahrt die Beine zu vertreten und mit der einheimischen Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Dies gelingt besonders gut beim gemeinsamen Essen! Da die Reisenden ihre Verpflegung selbst mitbringen und die Usbeken für ihre Gastfreundschaft bekannt sind, ist die Einladung zum Essen eine wunderbare Gelegenheit mit den Einheimischen in Kontakt zu treten.

Übernachtungen in Gästehäusern: Registrierung entfällt

Ebenfalls in 2018 wurde ein Beschluss verabschiedet, der Übernachtungen in Gästehäusern fördert. Diese Art der Übernachtung war in der Vergangenheit problematisch, weil Touristen für jede Übernachtung eine Registrierung  im Hotel oder in einer anderen anerkannten Unterkunft benötigten. Diese Registrierung entfällt nun. Zusätzlich sollen kleine Gästehäuser und Pensionen staatlich durch die Vergabe von Kleinkrediten unterstützt werden. Dadurch erweitert sich nicht nur das Angebot an Unterkünften, sondern auch der unmittelbare finanzielle Profit der einheimischen Bevölkerung. Für Individual-Reisende bedeutet das, dass sie die landestypischen Unterkünfte einfacher nutzen können. Außerdem können sie so persönliche Kontakte zu ihren Gastgebern knüpfen und viel intensiver in die usbekische Kultur eintauchen. Auch dies ist ein wichtiger Schritt zu mehr Nachhaltigkeit bei Reisen in Usbekistan.

Zentralasiatische Gastfreundschaft

 

Mietwagen für Selbstfahrer

Eine weitere Reform, die mehr Flexibilität bringen soll, betrifft die Autovermietung in Usbekistan. Zukünftig können Fahrzeuge auch ohne einheimischen Fahrer gemietet werden. Noch ist dies nur vereinzelt über Agenturen (und damit auch durch uns) möglich. Bislang werden meist Fahrzeuge für Fahrten innerhalb der Städte angeboten. Wir haben allerdings auch schon Mietwagen ohne Fahrer zwischen Buchara und Samarkand für unsere Gäste angemietet. Fragen Sie einfach bei uns nach, wenn Sie eine Mietwagen-Rundreise planen!

Fotografieren

Die Öffnung des Landes ist schließlich daran ablesbar, dass es mehr Freiheiten beim Fotografieren gibt. Die Taschkenter Metro ist ein gutes Beispiel dafür:

Als erste Metro in Zentralasien wurde sie  nach dem Vorbild der Moskauer Metro noch während der Sowjetzeit im Jahr 1977 eröffnet. Wem die Moskauer Metro ein Begriff ist, der weiß, dass es sich hierbei um anspruchsvolle und reich verzierte Architektur handelt. Zwar ist die Metro in Taschkent nicht so groß wie jene Moskau, aber ihre Stationen sind ebenfalls alle individuell und aufwändig gestaltet. Die hier verwendeten Materialien reichen von Marmor und Granit, über Keramik und Kobaltglas bis hin zu Alabaster. In Taschkent kommt außerdem die Besonderheit hinzu, dass die Stationen in einem orientalisch anmutenden Stil ausgestaltet wurden. Es überrascht also nicht, dass die Metro bereits Kultstatus erreicht hat und eine starke Anziehungskraft auf die Besucher der Stadt ausübt.

Allerdings ist die Metro in Taschkent nicht nur eine Sehenswürdigkeit. Bis zum 1. Juni 2018 galt sie in Usbekistan als ein „strategisch wichtiger Ort“, bei dem die Regierung vor allem auf Sicherheit bedacht war.  Dies hat glücklicherweise geändert. Jetzt können Besucher sie genau in Augenschein nehmen und die beeindruckenden Bilder auch mit nach Hause nehmen.

Kunstvolle Gestaltung in einer Metro-Station.

Aber: Warum überhaupt nach Usbekistan reisen?

Wichtige Zweige der Seidenstraße führten durch das heutige Usbekistan. Deswegen ist das Land seit jeher ein Ziel für Reisende. Damals waren es die Händler und Kaufleute, die die riesigen Karawanen von China bis an das Mittelmeer begleiteten. Die historischen Stätten und Städte der Seidenstraße sind auch heute noch ein Anziehungspunkt für viele Reisende. Samarkand, Buchara und Khiwa bezaubern nicht nur mit ihrer Architektur, die Jahrhunderte überdauert hat. Doch hat Usbekistan viel mehr als nur alte Gebäude zu bieten!

Kulturelles Erbe der Seidenstraße

Das kulturelle Erbe dieser Städte, geprägt durch die verschiedenen Einflüsse der Karawanen, spielt eine ebenso wichtige Rolle. Hierfür stehen die zahlreichen Handwerker, die auch heute noch in den Bazaren der Städte arbeiten. Ob bunt bemalte Keramik, Holzschnitzerei, das Schmieden fein ziselierter Messer, Teppichknüpferei oder die Herstellung von Seide: allerorten kann man den Handwerkern über die Schulter schauen.

Aber auch die traditionelle Lebensweise der Nomaden, die dieses Land seit jeher mit ihren Kamel- und Ziegenherden durchziehen, ist für viele Reisende faszinierend. Dabei kann man beispielsweise das Hotelzimmer gegen eine Jurte austauschen, oder einen kurzen oder sogar mehrtägigen Ritt auf einem Wüstenschiff wagen. Außerdem erlaubt die Unterkunft bei den usbekischen Gastfamilien in Jurten oder einfachen Gästehäusern den Besuchern, in einen besonders nahen und persönlichen Austausch mit Ihren Gastgebern zu treten. Hier können Besucher die traditionelle Lebensweise noch hautnah erfahren. Durch die Abschottung in der Vergangenheit und der Abgeschiedenheit mancher Regionen blieben viele Traditionen erhalten.

Jurten am Aydarkul See

Wenn auch Sie sich für Usbekistan als Reiseziel interessieren, die Kyzylkum (die „roten Wüste“) im Westen oder das Tien Shan-Gebirge im Osten erkunden möchten, dass lassen Sie sich von unseren zahlreichen Reisen hier inspirieren. Oder kontaktieren sie mich unter 0221-66962514 oder per Email n.brenning@nomad-reisen.de

Written by Nadja Brenning