Menschenrechte im Tourismus – Wir alle sind verantwortlich
Klick. Die Haustür fällt ins Schloss. Freudig geht es auf zum Flughafen wo man sich von dem hektischen Treiben anstecken lässt. Bald schon ist man in der Luft, um dann wenig später um einige Lagen Kleidung weniger die warme Wüstenluft einzuatmen. Es folgt die Übernachtung in Hotels oder Camps. In den nächsten Tagen ein Bummel auf dem bunten Markt, eine Expedition in die endlos weite Wüste, eine Wanderung in das abenteuerreiche Gebirge. Ein letztes Souvenir-Shoppen, bevor es wieder ins Flugzeug geht. Entspannt, bepackt mit einheimischen Spezialitäten und vielen bleibenden Erinnerungen und tollen Begegnungen. Die Haustür fällt ins Schloss. Klick.
Aber wo bleiben die vielzähligen Menschen die unsere Reisen so bedeutsam machen?
In Deutschland sind wir Reiseweltmeister. Führend sind wir zudem bei der bestehenden Auswahl an nachhaltigen Reisen, deren ökologischer Fußabdruck genau unter die Lupe genommen wird. Jedoch bleibt „Menschenrechte im Tourismus“ ein sensibles Thema, welchem wir mit diesem Artikel besondere Aufmerksamkeit schenken wollen. Es geht um das Recht und die Würde all jener Menschen, die unsere Reisen so bedeutsam machen. Wir geben Antwort auf die Frage „Was wir als Reiseveranstalter, die gesamte Touristikbranche und die Reisenden tun können für die Einhaltung der Menschenrechte im Tourismus“.
Worum geht es beim Thema „Menschenrechte im Tourismus“?
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“
Um die Gleichheit und Freiheit an Würde und Rechten für alle jederzeit zu gewährleisten wurde die Menschenrechtscharta bereits 1948 durch die vereinten Nationen erlassen. Die Achtung der Menschenrechte ist leider in vielen Ländern noch immer nicht selbstverständlich. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern und auch vor allem in Ländern die stark vom Tourismus abhängig sind finden regelmäßig Menschenrechtsverletzungen statt. Tourismus ist eine sensible Branche. Tourismus agiert international und ist charakterisiert durch eine starke Abhängigkeit von Dienstleistungen. Daher ist es umso wichtiger, dass sich Akteure entlang der touristischen Wertschöpfungskette aktiv für die Einhaltung der Rechte aller einsetzen. Nur so können wir die Gewährleistung der Umsetzung der Menschenrechte im Tourismus erreichen.
Wie engagieren wir als Reiseveranstalter uns für Menschenrechte?
Als Reiseveranstalter aber auch als Reisende sind wir dazu ermutigt, gar verpflichtet unser Möglichstes zu tun, die Achtung der Menschenrechte in den Reiseländern einzuhalten. So ist nomad beispielsweise sehr darauf bedacht, dass unsere Partner vor Ort; die Hotelbesitzer, die Agenturen und auch die Reiseleiter, Menschenrechte kennen und einhalten. Gleichzeitig sollen die Mitarbeiter unserer Partner unter würdigen und fairen Bedingungen arbeiten und gerecht entlohnt werden.
Wir sensibilisieren und ermahnen unsere Partner in den jeweiligen Reiseländern und erhoffen uns dadurch, dass Diskriminierung keinen Platz findet. Dass Gleichheit und würdige Arbeitsbedingungen gesichert sind. Dass die Menschen vor Ort von unseren Reisen profitieren; sozial, kulturell und auf ökonomischer Ebene.
Wir sichern uns dafür vertraglich ab. Bestandteil unsrer Verträge ist die Aufforderung zur Berücksichtigung der allgemeinen Standards der Human Rights. Zudem halten wir uns vor bei Nichteinhaltung die Zusammenarbeit unmittelbar beenden zu können. Bestandteil dieser vertraglichen Vereinbarungen für Menschenrechte im Tourismus sind unter anderem:
- Gewährleistung von menschenwürdigen Arbeitsbedingungen.
- Schutz vor Ausbeutung der Arbeitskräfte.
Dazu gehört fairer Lohn, angemessene Arbeitszeiten und Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Gender, physische Belastbarkeit. - Akzeptanz und Respekt von Religionen, Kulturen, Traditionen und individuellen Werten.
- Gleiche Behandlung unabhängig des Geschlechtes.
- Besonderer Schutz vor Ausbeutung von sensiblen Gruppen wie Kinder und Frauen.
- Meldung von Verstößen von Missachtung die Würde und Rechte Einzelner betreffend.
- Meldung von Missbrauch.
nomad ist darüber hinaus an aktuellen Debatten rund um das Thema Menschenrechte im Tourismus beteiligt, wozu auch die regelmäßige Teilnahme an Weiterbildungen und Workshops gehört. So auch am Workshop des „Roundtable for Human Rights in Tourism“ im Oktober 2019.
Was ist der „Roundtable for Human Rights in Tourism“?
Der Roundtable for Human Rights in Tourism e.V. ist eine Initiative, die sich aktiv für die Einhaltung der Menschenrechte im Tourismus einsetzt. Akteure verschiedenster Branchen und Sektoren kommen zusammen, um gemeinsam über dieses Thema zu diskutieren. So sind neben Reiseveranstaltern Nichtregierungsorganisationen, touristische Verbände und staatliche Entwicklungsorganisationen involviert.
Im Oktober nahmen wir von nomad mit weiteren 25 Akteuren an dem Workshop in Berlin Teil. Leitfrage war, wie sich vor allem Reiseveranstalter für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen können. Zudem diskutierten wir darüber, wie wir solch sensible Themen bei Reisenden sowie unseren Partnern und Einheimischen überhaupt ansprechen können.
Die Umsetzung: Evaluierung der Situation
Um dies auch im beruflichen Alltag individuell umsetzen zu können, haben wir einen Praxis-Leitfaden an die Hand bekommen. Dieser Leitfaden („Human Rights Impact Assessment“) hilft uns dabei zu ermitteln, ob und in wieweit Menschenrechtsverletzungen vorliegen. Und das in gezielter Abstimmung mit unseren Reiseländern. Mit einem solchen Vorhaben machen wir gleichzeitig einen ersten Schritt in Richtung auf die Verbesserung der Menschenrechtssituation im Tourismus. Bereits mit der Erfassung gehen wir aktiv ins Gespräch mit unseren Partnern vor Ort, mit Einheimischen, mit Hotelbesitzern, Souvenirhändlern, Fischern, Webern oder Kamelhirten und sensibilisieren so auch andere.
Denn oftmals sind es im Tourismus nicht nur Hotelangestellte wie Zimmermädchen, Hotelpagen oder Kellner*innen, die unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Verletzung oder Missachtung von Menschenrechte im Tourismus kann auch die Angestellten im Souvenirladen neben dem Hotel oder den lokalen Busfahrer betreffen. Hier gilt es beispielsweise zu überprüfen, ob die Fahrer während der Reise eine vernünftige Unterkunft haben (oder etwa in ihrem Auto schlafen müssen) und ob die Lenk- und Ruhezeiten eingehalten werden. Aber auch die Einheimischen, oftmals Kinder, die versuchen, durch den Verkauf von Dienstleistungen und einheimischen Produkten oder Souvenirs etwas dazuzuverdienen, werden bei der Evaluierung einbezogen.
Zusammen mit anderen Akteuren können wir so konkrete Schritte vereinbaren und gemeinsam auf eine Verbesserung der Situation hinwirken.
Was können unsere Reisegäste beitragen?
Wir appellieren daher auch an Sie Reisende, halten Sie die Augen und Ohren offen. Scheuen Sie sich nicht einen Verdacht auf die Verletzung an Menschenrechten auszusprechen, denn jede Hilfe zählt. Gemeinsam können wir erreichen, dass jeder unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten kann.
Abschließend möchten wir Ihnen daher gerne Tipps an die Hand, worauf Sie bei Ihrer nächsten Reise achten können:
- Sind die Arbeitsbedingungen von Zimmermädchen, dem Kamelhirten, dem Fahrer etc. menschenwürdig, fair und sicher?
- Sind Kinder/ schwangere Frauen beschäftigt?
- Werden Beschäftigte von Mitreisenden, anderen Reisenden oder Ranghöheren diskriminierend behandelt? (Hier zählt die Sprache, das Miteinander, und daher auch gegenseitige(r) Respekt und Achtung).
- Melden Sie Missachtung von Menschenrechten. Insbesondere Fälle von sexueller Ausbeutung von Kindern können anonym auf der Webseite nicht-wegsehen.net per Klick gemeldet werden.
Mehr zu uns und unserem Nachhaltigkeit-Leitbild finden Sie hier https://nomad-reisen.de/nomad/nachhaltigkeit/ und auch in unserem Blog.
Ihre Fragen zu unsere Engagement als Reiseveranstalter und sonstigen Themen rund um Menschenrechte im Tourismus und Nachhaltigkeitsthemen beantworten wir gerne unter info@nomad-reisen.de oder telefonisch +49-6553-83297-0.
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