Ein Reisebericht- Umfassende Iran Rundreise
Streit um das Nuklearabkommen, Beteiligung am Jemen-Krieg, Unruhen im Land – Iran hat in den vergangenen Monaten nicht wirklich positive Schlagzeilen gemacht. Da wir aber von jedem, der einmal dort war, über das Reiseziel Iran nur Gutes gehört hatten, haben wir – Anne, Gerhard, Thorsten – uns Anfang 2018 für die „Umfassende Iran Rundreise für Entdecker“ im September angemeldet. Wir sollten die Einzigen bleiben – doch mit nomad finden wir eine Lösung, wie wir die Tour dennoch machen können. Zu dritt, mit Guide Mohammad Noroozi.
2.9.: Am ersten Tag erkunden wir noch mit einer anderen Touristenführerin Teheran. Der prachtvolle Golestan-Palast, in jetziger Form überwiegend im 18. und 19. Jahrhundert gestaltet und bis 1979 offizieller Amtssitz des Shahs, vermittelt einen ersten Eindruck von der Architektur dieser Epoche. Vor allem Spiegel und spiegelnde Flächen haben es den Herrschern der damaligen Zeit angetan. Der wuselige Basar und das Juwelenmuseum mit den Kronjuwelen der früheren Herrscher stehen anschließend auf dem Programm. In Letzterem – untergebracht im Keller der Zentralbank – blendet die Fülle der Edelsteine. Zugleich macht man sich schon Gedanken, zu welchem Preis dieser ungeheure Reichtum zusammengerafft werden konnte….
3.9.: Am folgenden Morgen holt Mohammad uns am Hotel ab. Für uns vier, Gepäck und Ausrüstung genügte ein Pickup, mit dem wir Richtung Qom starten. In einer der wichtigsten Pilgerstädte Irans besichtigen wir das Heiligtum der Fatemeh Masumeh. Um den Komplex zu betreten, muss Anne eigens einen Tschador anlegen, der am Eingang zur Verfügung gestellt wird. Die Grabstätte der Tochter des siebten und Schwester des achten Imams selbst dürfen Nicht-Muslime nicht betreten, doch allein der Blick von außen auf das Gebäude mit seiner vergoldeten Kuppel und die umliegenden, reich verzierten Moscheen beeindruckt.
Ziel der Tagesetappe ist die Karawanserei Maranjab, gelegen am Rand des riesigen Namak-Salzsees. Auf dem Weg dorthin wird die Landschaft immer karger, der „See“ selbst ist eine eintönige Ebene. Ein paar Kamele tauchen auf, das eine oder andere steckt auch neugierig seinen Kopf durch die Seitenfenster… Nahe der Karawanserei schöpfen wir einer Gruppe der Höckertiere Wasser aus einem Brunnen, wofür die sich laut schlürfend bedanken. Unsere Zelte schlagen wir schließlich am Fuß riesiger Sanddünen auf, von denen aus sich Sonnenunter- und aufgang wunderbar beobachten lassen. Und Mohammads selbst gekochter Eintopf schmeckt unter dem grandiosen Sternenhimmel natürlich nochmal besser als ohnehin schon…
4.9.: Die Moschee, das prachtvoll ausgeschmückte Haus eines reichen Kaufmanns und der Fin-Garten, Beispiel für die berühmte Gartenbaukunst der Perser, schauen wir uns am dritten Tag in Kashan an. In dem Städtchen merken wir erstmals, dass Mohammad gefühlt ÜBERALL im Land jemanden kennt – wie wir später feststellen, in den Abstufungen „Bekannter“, „Freund“, „guter Freund“, „sehr guter Freund“…. das soll uns noch manche sonst verschlossene Tür öffnen. In Kashan etwa dürfen wir ein wunderschön als Hotel restauriertes Haus besichtigen; die Besitzerin lädt uns zudem zu Gebäck und einem herrlich erfrischenden Getränk aus Minz- und Bitterorangensirup, Zucker, Basilikumsamen und Wasser ein.
Nachmittags erreichen wir das Örtchen Abyaneh mit seinen an einen Berghang geklebten, verschachtelten Lehmhäusern – wie so viele Orte im Iran zum UNESCO-Welterbe gehörend. Es ist schon etwas touristisch, doch sind laut Mohammad deutlich weniger Gäste unterwegs als üblich. Die unter anderem durch die Sanktionen bedingte Wirtschaftskrise hat auch auf den Inlandstourismus negative Auswirkungen. Auch diese Feststellung zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Tour – immer wieder stellt Mohammad fest, dass auf sonst überfüllten Parkplätzen gerade mal ein paar Autos stehen, Hotels fast leer statt ausgebucht sind, sich wenige Besucher verirren, wo man sich sonst auf die Füße tritt.
5.9.: Weiter geht es über Natanz (alte Moschee) und Nain (noch ältere Moschee). In Nain besuchen wir zudem eine Teppichmanufaktur. Das Tempo, in dem die Frauen dort die Muster knüpfen, ist unglaublich. Ebenso unglaublich ist, dass ein Teppich, an dem eine Frau bis zu vier Jahre (!) arbeitet, gerade einmal 3000 oder 4000 € kostet… Weiter östlich, in Anarak, genießen wir tolle Blicke von zwei alten Wachtürmen, bevor wir erneut in der zur Wüste Dasht-e Kevir gehörenden Rig-e Jenn zelten.
6.9.: Bei Chupanan laufen wir ein wenig durch die dortigen fantastischen gelb-grünen Sanddünen. Mittags profitieren wir wieder einmal von den Ortskenntnissen Mohammads: In einem völlig unscheinbaren Imbissrestaurant abseits der Hauptstraße Richtung Osten probieren wir die dortige Spezialität – Kamel-Kebab. Seeehr lecker! Das verbreitete Joghurtgetränk Dough hingegen ist nicht so unser Geschmack… sei’s drum. Einige Kilometer weiter können wir zumindest das Außengelände einer im Prinzip nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Salz- und Mineralien-Gewinnungsanlage besichtigen. Ein riesiger weißer Berg erhebt sich aus dem brettebenen Salzsee, über den die Salzlake in Kanäle rinnt. Aus dem in diesen gesammelten Wasser wiederum werden ein Stück weiter in einer Fabrik Salz und zahlreiche Mineralien (unter anderem Potassium) gewonnen. Bevor wir wieder mitten in den Dünen die Zelte aufbauen, schauen wir uns noch die halb verfallene Festung von Bayazeh an. Ein paar Kinder wollen unbedingt fotografiert werden – bitte, gerne! Überhaupt werden wir nicht selten von sehr, sehr freundlichen Iranern aufgefordert, doch ein Foto zu machen – und insbesondere Anne wird während der Reise Dutzende Male um Selfies gebeten. Da die meisten nicht oder nur wenig Englisch können (und wir kein Farsi…), reicht es meist nicht für eine wirkliche Unterhaltung – aber es ist trotzdem toll zu erleben, wie sehr die Iraner an einem Kontakt interessiert sind. Im Dünen-Camp bekommen wir nach Einbruch der Dunkelheit Besuch – von einem großen schwarzen Skorpion, den Mohammad im letzten Moment entdeckt, bevor er unter unseren Campingtisch krabbelt…. Die kleine Tiger-Echse, die wir vorher ein paar Meter entfernt beobachten, wäre uns da deutlich lieber gewesen…
7.9.: Fahrt nach Yazd mit Stopps unter anderem in Karanaq – einem weiteren, fast verfallenen Wehrdorf – und Chak Chak. Dieses Heiligtum der Zoroastrier klebt an einer steilen Bergflanke. Bei gefühlt 40 Grad kommen wir gut ins Schwitzen, als wir die Stufen zu der kleinen Höhle hinaufkraxeln. In der Höhle tropft unerklärlicherweise Wasser herab, zudem brennt, wie in den Heiligtümern dieser uralten Religion üblich, eine „ewige“ Flamme. Einen weiteren Stopp legen wir am Eishaus – in dem früher Eis mittels raffinierter Technik lange aufbewahrt werden konnte – in Maybod ein. Und mit Eis geht es in Yazd weiter – leckerem Safran– und Pistazien-Speiseeis. Ein wenig bummeln wir durch die Altstadt, essen etwas in einem Dachrestaurant mit wunderbarem Blick über die Altstadt – bevor wie den Abend bei einem Konzert im Hotelrestaurant abschließen. Mohammad kennt natürlich den Sänger, der uns wiederholt mit einem freundlichen „Welcome people Germany“ begrüßt und ansonsten das gut mitgehende Publikum mit so etwas wie Schlagern erfreut – furchtbar laut allerdings… Dass das Regime in Teheran solche Fröhlichkeiten eher missbilligt, stört hier niemanden.
8.9.: Die Sehenswürdigkeiten von Yazd bestimmen den Tag. Der Dowlatabad-Garten, der Basar, die Altstadt, das gut gemachte Wassermuseum – das veranschaulicht, wie die traditionelle Wasserversorgung der Stadt mittels kilometerlanger unterirdischer Kanäle (Qanate) funktioniert. Später, nach einem ob der Hitze willkommenen Mittagsschläfchen, noch der Feuertempel der Zoroastrier und deren Schweigetürme vor der Stadt. Dort wurden die Toten früher den Geiern überlassen…
9.9.: Auch den längsten Fahrtag unterbrechen wir mehrfach. In Saryazd besuchen wir eine alte Festung, in der früher Nahrungsmittel und Wertsachen sicher aufbewahrt wurden. Etwas weiter südlich stoppen wir an der kreisrunden, wunderschön restaurierten und als Hotel genutzten Karawanserei Zeyn-od-Din. Bei Rafsanjan steigen wir kurz an einer Pistazien-Plantage aus, in Sirch, bereits östlich der Berge, die die Wüste Lut nach Westen hin begrenzen, kaufen wir kurz ein. Auch hier werden wir mehrfach angesprochen. Im gleichen Ort steht eine wohl 1500 bis 2000 Jahre alte Zypresse. Nicht ganz so alt sind die Nebka-Bäume, in deren Wurzelwerk sich Sand und Erde sammeln, wodurch kleine Dünen entstehen – die wiederum die Stabilität der Bäume erhöhen und ihre Versorgung mit Feuchtigkeit erleichtern. Und pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir die Kalouts, die von Wind und Wetter aus dem Sedimentgestein geschliffenen Felsinseln. In deren Schatten zelten wir unter einem unfassbaren Sternenhimmel….
10.9.: Auch der Sonnenaufgang inmitten der Kalouts ist grandios. Wie sich das Gestein langsam von grau in rot und dann orangegelb färbt… fantastisch. Mit kurzen Stopps unter anderem an einem Qanat erreichen wir mittags Shafiabad, wo Mohammad uns eine „feste“ Unterkunft besorgt hat. Hintergrund: Bei deutlich über 40 Grad sind wir für eine Siesta in einem klimatisierten Raum durchaus dankbar… Wir laufen am späten Nachmittag aber noch ein wenig durch den Ort und die Oasengärten, bevor wir der Mutter des Lodge-Besitzers beim Brotbacken im traditionellen Ofen zuschauen können. Logisch, dass das frische Brot beim Abendessen zum leckeren Hähnchen auf den Tisch kommt.
11.9.: Ein weiterer heißer Tag am Rande der Wüste Lut. Die riesige Zisterne in Shahdad lohnt einen Abstecher, dann fahren wir abwechselnd durch platte Wüste und grandiose Canyons weiter Richtung Süden. Teils sind die Täler durchaus grün, und der Weg führt mitten durch das Bachbett… Oberhalb eines Canyons steigen wir wieder aus und steigen hinab. Das Ziel lohnt die Mühe – ein wunderbar gelegener, angenehm temperierter Natur-Pool unter einem kleinen Wasserfall ist ideal für ein Bad.
12.9.: Nach der Zeltnacht führt unser Weg wieder nach Westen, durch ein Gebirge mit teils grandios gefärbten Bergen in allen möglichen Rot-, Braun- und Gelbtönen. In Rayen schauen wir uns das alte, ebenfalls teils verfallene Wehrdorf an – und genießen ein weiteres Mal leckeres Kamel, diesmal als Sandwich. Kurz darauf laufen wir schon durch den herrlichen Prinzengarten am Stadtrand von Mahan. In dem Städtchen ist das Mausoleum des Gelehrten und Poeten Shah Nematollah Vali sehenswert. Als wir dort sind, endet in dessen Hof gerade eine Prozession schwarz gekleideter Gläubiger, wie sie in den Tagen vor dem Trauerfest Aschura abgehalten werden. Die Männer schlagen sich mit den Händen auf die Brust, aber auch Frauen laufen mit. Zwei Jungs, die das Geschehen beobachten, gestehen Mohammad, dass sie vor allem der Mädchen wegen zuschauen… der religiöse Eifer hält sich also in Grenzen.
13.9.: Von Mahan ist es nicht weit nach Kerman, wo wir den quirligen Basar und ein schönes altes Badehaus besuchen. Weiter westlich ist die Landschaft eher öde, umso interessanter ist das uralte Höhlendorf Meymand. Noch leben einige Familien in den in die Felshänge gehauenen Behausungen, und auch wir quartieren uns in einer solchen Höhle ein.
14.9.: Weiter nach Westen. Nahe Bavanat bemerkt Gerhard, dass auf einem nicht mehr genutzten Straßenstück Leute irgendetwas ausbreiten – Trauben, die getrocknet werden sollen. Mohammad übersetzt unsere Frage nach einer „Fotogenehmigung“, die – man ist geneigt zu sagen: natürlich – erteilt wird. Als wir wieder zum Auto gehen wollen, will einer der Arbeiter Gerhard eine Kiste (!) Trauben in die Arme drücken. Als der sich heftig „wehrt“, wird die Kiste schließlich einfach vor die Autotür gestellt. Widerspruch zwecklos, wir „müssen“ sie mitnehmen. Wahnsinnig nett!! Durch eine grandiose Berglandschaft führt der Weg schließlich nach Pasargadae. Dort befindet sich das Grab Kyros‘ II., der vor fast 2600 Jahren ein persisches Riesen-Reich gründete und hier seine Hauptstadt errichten ließ. Von dieser sind nur noch ein paar Ruinen erhalten, die aber die damalige Größe und Pracht erahnen lassen. Zum Abendessen sind wir, wie zwei weitere Touristen auch, bei einer Nomadenfamilie in deren Zelt zu Gast. Das Essen kommt allerdings aus dem Restaurant des Hotelbesitzers, bei dem wir später übernachten und der den Kontakt zu den Nomaden hält. Macht nichts, im Gegenteil – Joghurtsuppe, Gemüsebratlinge und so etwas wie das, was man in Italien als Antipasti bezeichnen würde, schmecken einfach gut.
15.9.: Ein weiterer Ausflug in die Geschichte Persiens – nach Persepolis, der ab 522 v. Chr. erbauten und 330 v.Chr. untergegangenen nächsten Hauptstadt des damaligen archämenidischen Weltreichs. Hier sind deutlich mehr Überreste erhalten, und mithilfe von 3-D-Brillen gewinnt man als Besucher eine ganz gute Vorstellung davon, wie es hier vor 2500 Jahren ausgesehen haben dürfte. Gigantisch nämlich. Die zu besichtigenden Ruinen und Reliefs legen noch immer Zeugnis davon ab. Gleiches gilt für die nur ein paar Kilometer entfernt, in Naqsh-e Rostam, in Felsen gehauenen Grabstätten von vier Herrschern dieser Zeit – die 700-800 Jahre später von den Sassaniden durch ebenso beeindruckende Reliefs ergänzt wurden. Trotz der ob der Hitze durchaus anstrengenden Besichtigungen haben wir abends noch genug Energie für einen Bummel durch den Basar von Shiraz.
16.9.: In Shiraz gibt es reichlich zu sehen, und wir sehen reichlich. Die Mausoleen der Dichter Hafis und Saadi zum Beispiel. Das Shah-Cheragh-Mausoleum, für dessen Besuch Anne wieder einen Tschador anlegen muss. Warum wir innerhalb des Komplexes nur mit dem Handy, nicht aber mit der Kamera fotografieren dürfen, bleibt unklar… Dann die Wakil-Moschee mit ihren „gedrehten“ Säulen und noch einmal der Basar. Und am Ende der Eram-Garten, quasi der botanische Garten der Universität. Zwischendurch stärken wir uns in einem Café, das von drei Schwestern betrieben wird – natürlich Freundinnen Mohammads…. Die tauchen abends in dem Restaurant auf, in dem wir großartiges Shish Kebab aus dem Besten vom Lamm essen.
17.9.: Früh sind wir in der Nazir-o-Molk-Moschee in Shiraz. Nicht umsonst ist sie berühmt für das wunderschöne Farbspiel, das Morgensonne und Buntglasfenster in einen der Gebetssäle zaubern! Zwei nahe gelegene Gärten sind ebenfalls einen Besuch wert. Gegen Mittag verlassen wir Shiraz. Nach ein paar Kilometern stoppen wir in einem kleinen Nest. In einem Geschäft gibt es eine riesige Auswahl an Knabbereien (Nüsse, Pistazien etc.), Süßigkeiten, Trockenfrüchten – und eingelegten Früchten und Gemüsen wie mehrere Jahre alten Knoblauch. Den will uns Mohammad unbedingt probieren lassen. Unsere einhellige Meinung: Kann man mal kosten, aber zur Lieblings-Beilage reicht es nicht… Zuvor stehen aber noch Besichtigungen der 266 n.Chr. gegründeten Sassaniden-Stadt Bishapur – bzw. von deren Ruinen – und nahe gelegener Felsreliefs aus derselben Epoche auf dem Programm. Und die Fahrt durch und in das Zagros-Gebirge, wo wir erneut zelten.
18.9.: Noch einmal ein langer Fahrtag, der immer wieder spektakuläre Aussichten im Zagros bietet. Mohammad verspricht, dass am Ende, bei Chelgerd in den Zard-Kuh-Bergen, ein großartiger Zeltplatz wartet. Er hält Wort: Die letzte Zeltnacht der Reise verbringen wir an einem Fluss in einer fantastischen Bergwelt! Zum Glück hält das Wetter – ein paar düstere Wolken drohen zwar, doch es bleibt die Nacht über trocken. Allerdings wird es ziemlich kalt… dieses eine Mal benötigen wir tatsächlich den warmen Schlafsack.
19.9.: Kalt ist auch das Wasser des Flüsschens, wie wir bei einem äußerst erfrischenden „Bad“ feststellen… Wir kurven noch eine Weile durch die großartige Landschaft, besuchen die Quelle des Flusses Zayanderud und zwei Familien der Bakhtiyari-Nomaden und genießen ein paar tolle Ausblicke, bevor wir nach Isfahan fahren. Dort schauen wir uns nach einem sehr guten Abendessen die schön beleuchtete 33-Bögen-Brücke an, die den Zayanderud überquert. Genauer gesagt: dessen ausgetrocknetes Bett, denn seit ein paar Jahren fließt dort „dank“ des katastrophalen staatlichen Wassermanagements und anhaltender Trockenheit nur noch selten Wasser.
20.9.: Der Tag des Aschura-Festes, an dem die Schiiten ihres 680 getöteten Märtyrers Imam Hussein Gedenken. Über den riesigen Imam-Platz im Herzen der Stadt, an dem praktischerweise unser Hotel liegt, ziehen am Vormittag zahlreiche Gruppen schwarz gekleideter Männer, Frauen und Kinder in einer langen Trauerprozession, begleitet von lauter Musik und Trommelschlägen. Die Männer geißeln sich selbst, jetzt mit Kettenpeitschen… eine Weile schauen wir zu, dann laufen wir durch die abseits des Platzes fast ausgestorbene Stadt, schauen uns unter anderem die drei wichtigsten und schönsten Brücken an – Museen und Moscheen sind an diesem Feiertag für Besucher geschlossen.
21.9.: Der letzte Tag – noch einmal volles Besichtigungsprogramm. Lotfollah-Moschee und Ali-Qapu-Palast am Imam-Platz. Ein früheres Badehaus ein Stück entfernt. Eine Zurkhaneh-Halle – also ein Ort, in dem ein uralter, ursprünglich der Kriegsvorbereitung dienender Kraftsport ausgeübt wird. Wir schauen beim Training der Männer und Jungen zu, die teils ziemlich schwere Keulen, Schilde und Metallbögen stemmen. Wir sind zum Teil froh, die Dinger heben zu können… Dann noch der 40-Säulen-Palast, die Freitagsmoschee, der Basar. In einem der Geschäfte decken wir uns mit äußerst schmackhaften Keksen und anderem Süßen ein. Für uns ist das alles ziemlich billig – zumal die Inflation rasend schnell fortschreitet. Gab es zu Reisebeginn 100.000 Rial für einen Euro, waren es am Ende schon 140.000… Nach Rast und Abendessen fährt Mohammad uns durch die Nacht zum Teheraner Flughafen. In ihm hatten wir wirklich einen tollen Fahrer, Guide und Freund! Mit ihm haben wir unglaublich viel gesehen – aber abgesehen von großartigen Bauwerken, beeindruckenden Überresten vergangener Epochen und grandiosen Landschaften bleibt vor allem die unglaubliche Freundlichkeit und Offenheit der Iraner im Gedächtnis!
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