Henna-Kunst in Oman – Bericht Familienurlaub

Henna-Kunst und Frauentalk im Beautysalon in Muscat
Wir sind zurück in Muscat, es ist der letzte Tag unserer Reise, in der Nacht werden wir zurück fliegen. Wir unternehmen einen wunderschönen Schnorchel- und Delphinausflug, essen in „unserer“ kleinen indischen Kaschemme, verlaufen uns ein letztes Mal im Souq von Mutrah.

Aber mein Hauptwunsch für heute ist es, Frauen unter sich zu erleben.

Deshalb mache ich mich auf die Suche nach einem Beauty-Parlour, um mir die Hände mit Henna bemalen zu lassen. Ich betrete gespannt den kleinen Laden und werde von einer rundlichen, unverschleierten Frau begrüßt. Sie begegnet mir gelassen und entspannt, hat keinerlei Hemmungen, mit mir auf Englisch zu reden.

Ich lasse ich mich in ein weiches Sofa sinken und blättere in einem umfangreichen Katalog mit Hennamotiven, den ich bald sinken lassen werde, um mich ganz ihrer eigenen Bemalungsideen hinzugeben. Während sie die Hennatube richtet, sehe ich mich genauer um. Der kleine Raum verfügt über ein weiteres Sofa und einen Wohnzimmerteppich, ein Friseurstuhl befindet sich links von mir, gegenüber eines Spiegels. Außerdem gibt es ein hohes Regal mit allerlei Nippes.

Jetzt geht es los:

Die Hennapaste wird in einem angenehm kühlen dünnen braunen Strang aus einer Art Spritztülle auf meine Handinnenfläche gedrückt. Die Frau arbeitet sehr künstlerisch, in einem unglaublichen Tempo und ohne einen Moment inne zu halten, um sich das nächste Muster zu überlegen. Sie mache sich selber auch immer Henna auf die Hände, erzählt sie mir. Und auf die Füße. Traditionell sei das bei Festen, vor allem zu Hochzeiten üblich. Aber heutzutage machten das die Frauen auch sonst gerne. Als wir gerade warm miteinander werden, klingelt die Türglocke und eine verschleierte Frau kommt herein. Ganz selbstverständlich setzt sie sich nicht auf eines der Sofas, sondern auf den Wohnzimmerteppich. Sie redet sehr leise und wirkt extrem schüchtern. Schon läutet die Glocke erneut. Jetzt kommt eine Frau, die ihren Schleier fallen lässt, sobald die Tür ins Schloss gefallen ist, sich ziemlich forsch auf das Sofa fallen lässt und dort herumlümmelt, während sie sich lautstark mit der Friseurin unterhält. Eine Helferin kommt herbei, bedient die Schüchterne, die nur eine Tube Henna abholen wollte, und übernimmt die weitere künstlerische Gestaltung meiner Hände. Da kommt eine weitere Kundin, die sich die Augenbrauen zupfen lassen möchte und auf dem Friseurstuhl Platz nimmt.Oman Linsbauer 6-2Alle Frauen wirken entspannt, reden völlig ungezwungen miteinander und wirken insgesamt wie alte Freundinnen. Die Frau auf dem Sofa scheint nur zum Reden gekommen zu sein und spricht außerdem lautstark in ihr iPhone, wenn es gerade mal nicht klingelt. Die Kundin auf dem Frisierstuhl, die äußerlich sehr konservativ auf mich wirkt, lüftet nun ebenfalls ihren Schleier, der vorher ihr Gesicht umrahmt hat. Ich staune: Ohne Schleier wirkt sie total verändert auf mich, sie hat ein weiches, sehr freundliches Gesicht, macht jetzt einen aufgeschlossenen und unverkrampften Eindruck. Diese scheinbare Verwandlung liegt wohl nur in meiner vorgeprägten Wahrnehmung einer Frau mit Kopftuch! Mir war nie bewusst, dass ich diese Sicht, diese offensichtlichen Vorurteile habe. Wieder einmal regt mich dieser Urlaub zur Selbstreflektion an, zur kritischen Innenschau. Während ich so sinniere, spricht mich plötzlich die Frau auf dem Sofa an, die gerade genervt ihr Handy neben sich legt: „This man is crazy“, teilt sie mir mit, „he always wants to sleep with me!“ Und dann erzählt sie mir von ihrem nervigen Verehrer, der es einfach nicht kapieren will, dass sie kein Interesse hat.

Ich hätte so ein Thema in so einer Offenheit nie hier erwartet, bin amüsiert und freue mich, dass sie mit mir spricht. Auch das Augenbrauenzupfen bei der anderen Kundin ist interessant, da sie immer und immer wieder noch ein Härchen findet, schon eine halbe Stunde lang geht das so. Mir wird klar: Wenn Körper und Haare bedeckt sind, das Gesicht nicht oder nur dezent geschminkt werden darf, dann übernehmen Augenbrauen eine äußerst wichtige Rolle im Erscheinungsbild einer Frau! Auch diese Dame spricht immer wieder mit mir, fragt mich, wo ich herkomme und wie mir der Oman gefällt. Und sie rät mir, die „Outlines“ meiner Hennahände mit Strasssteinen zu verzieren, sie würde das auch immer so machen. Ich bin glücklich: Zum Kreis der Beauty-Salon-Freundinnen gehöre ich voll und ganz.

Möchten Sie auch die Abenteuer für Große und Kleine, die das Sultanat Oman bietet, erleben? Auf unserer Homepage finden Sie einige Angebote, gerne stellen wir Ihnen aber auch eine Reise ganz nach Ihren Wünschen zusammen.

 Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Ute Linsbauer (Text und Fotos).

 

Written by Eva Kuhl