Reise im Sudan: Aktueller Reisebericht 2020 (Teil 3)

Eine Reise im Sudan, und das auch noch in Corona-Zeiten? Kann man das denn machen? Ist das sicher? Petra Hielscher hat im November und Dezember 2020 gemeinsam mit zwei weiteren Frauen an einer Wüstenexpedition von nomad teilgenommen. In ihrem aktuellen Reisebericht von ihrer Reise im Sudan erzählt Sie von ihren Erfahrungen und nimmt uns mit auf eine Reise in eines der spannendsten Länder Afrikas. In diesem Artikel lesen Sie den dritten Teil des Berichts von ihrer Reise im Sudan. Den vorhergehenden zweiten Teil finden Sie hier.

Reise im Sudan – Tag 10: Old Dongola – Christentum und Islam

Reisebericht Sudan
Nach einem erneut fantastischen Sonnenaufgang in den Sanddünen von Mulwad fahren wir los in Richtung Old Dongola. Nachdem wir uns gestern mit Kerma und den schwarzen Pharaonen beschäftigt haben, machen wir heute einen zeitlichen Sprung „nach vorne“ in der
nubischen Geschichte.

Old Dongola bildete das Zentrum des christlichen Königreichs Makuria. Von ca. 500 bis 1.500 n.Chr. stand Nubien unter christlichem Einfluss. Der Islam kam erst relativ spät ins
Land ab dem 14./15. Jahrhundert. Das finde ich sehr erstaunlich! In Old Dongola finden seit den 60er Jahren Ausgrabungen statt, die die christlichen Hinterlassenschaften wie bspw. Kirchengebäude ans Tageslicht bringen.

Als wir in Old Dongola ankommen, begegnet uns eine Gruppe von Männern, die unterwegs sind zu einer Beerdigung auf dem nahegelegenen Friedhof. Wie wir von Khalid lernen, gehen Frauen und Männer getrennt zur Beerdigung nach der islamischen Tradition. Später werden wir den sehr weitläufigen Friedhof noch besichtigen.

Während der Regierungszeit des Kaisers Justinian und seiner Frau fand Ende des 6. Jh. n.Chr. die christliche Missionierung in Nubien statt. Auf einem Hügel stehen noch die Überreste eines imposanten Gebäudes. Es ist heutzutage nicht mehr klar, welchem Zweck das Gebäude in christlichen Zeiten diente, vielleicht wurde es als Königspalast/Thronsaal genutzt. Später wurde es mit einer Moschee überbaut, die als solche noch bis 1960 genutzt wurde. Rund um das Gebäude sind christliche Grabstätten und Kapitelle mit Kreuzen zu sehen. Auf der Rückseite befindet sich ein Raum, in dem alte Fresken zu bewundern sind.

Leider können wir nicht rein, dafür jedoch einen Blick durch das Gitterfenster von außen erhaschen. Auch eine Kirche und Basilika mit Säulen wurde nebenan schon teilweise ausgegraben.
Wir laufen zum nahegelegenen islamischen Friedhof. Hier gibt es nicht nur “normale” Gräber im Sand, sondern auch kuppelförmige Lehmziegelbauten im Sufistil. Der ganze Friedhof ist sehr weitläufig und beeindruckt mich enorm! Immer noch werden hier Menschen bestattet. Viele Gräber haben Palmzweige, manche auch eine Schale mit Wasser für die Vögel. Ich erkenne ein Grab mit noch frischen grünen Palmzweigen.

Ob dies das Grab ist, an dem die Männergruppe heute morgen war? Es ist jedenfalls ein wunderbarer Ort der Stille, der zum Nachdenken und -spüren anregt…

Sudan Reisebericht
Nach der Besichtigung von Old Dongola fahren wir weiter auf der Asphaltstraße. An vielen Stellen erreichen die Sanddünen die Straße, so dass der Asphalt unter Sand begraben wird.
Faszinierend! Ab und zu stehen Straßenschilder verloren im Sand. Es gibt so unwahrscheinlich viele Eindrücke, die so weit weg vom Leben in Deutschland erscheinen!

Dann erreichen wir unseren heutigen mittäglichen Rastplatz direkt am Nil – wunderschön und mit Worten kaum zu beschreiben! Hier wachsen viele Palmen – Dome Palms, wie ich erfahre. Die Sanddünen fallen sanft bis zum Ufer ab, Vögel flattern hin und her. Da packe ich mein Fernglas aus und mache mich auf die Suche. Mehrere wunderschöne grüne Vögel sind zu sehen. Ich schaue in meiner ostafrikanischen Vogel app nach – es ist der “little green beeeater”.

Auch Nester von Webervögeln sind zu sehen. Ich genieße den Blick aufs Wasser, die Sanddünen, Palmen und Vögel! Da entdecke ich ein großes Reptil in Ufernähe. Langsam kriecht es ans Ufer, ist das ein Nilkrokodil? Wie ich später von Khalid erfahre, handelt es sich um eine Waranart. Die Größe ist jedenfalls echt beeindruckend!

Unser Mittagstisch wird von unserer Crew im Schatten der Palmen aufgebaut, kann es es etwas Schöneres geben?

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Reise im Sudan – Tage 10 und 11: Jebel Barkal und die Napata-Zeit

Nach unserer schönen Mittagspause fahren wir weiter nach El Kurru. Wir sind damit an einem der Hauptzentren des antiken Reichs von Kusch angelangt. El Kurru ist die älteste Totenstadt Kuschs.
Heute nachmittag besichtigen wir die unterirdische Grabstätte des Königs Tanutamun. Er war der letzte schwarze Pharao und herrschte von 664-653 v.Chr. Nur selten haben Besucher die Gelegenheit, diese außergewöhnliche Grabstätte zu besichtigen, wie uns Khalid erklärt.

Mit einer gewissen Ehrfurcht und Demut steige ich die antiken und ausgetretenen steinernen Treppenstufen hinab. Ich empfinde tiefe Dankbarkeit dies erleben zu dürfen!
Unten angelangt erwartet uns ein wahrer Schatz! Die farbigen Wandmalereien mit Bildern und unzähligen Hieroglyphen sind fantastisch und sehr gut erhalten. Khalid bestätigt uns, dass alles noch im Originalzustand ist.

Der Pharao mit der doppelten Kobra an der Stirn ist gut zu erkennen. Auch die Göttin Isis und ihr Mann Osiris sind abgebildet. Gemäß der Legende hatte Isis ihren Mann nach dessen Ermordung durch seinen Bruder wieder zum Leben erweckt. Eine zentrale Rolle in den Darstellungen spielt auch das Totengericht. Das Herz des verstorbenen Pharaos musste auf einer Waage im Gleichgewicht sein mit einer Feder, um die Prüfung zu bestehen. Ich lasse die jahrtausendealten Bilder und Symbole auf mich wirken – es ist eine andere Welt, die ich bisher nur aus Museen und Büchern kannte.

Rund 15 km von El Kurru entfernt befindet sich der heilige Jebel Barkal, ein imposanter isoliert stehender Bergrücken. Westlich davon stehen einige Pyramiden, die wir am nächsten Morgen als erstes erspähen, als wir von der Asphaltstraße abfahren. Meine ersten Pyramiden „live“! Das ist ein besonderer Moment für mich.

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Im Zuge ihrer Kolonialisierung ab dem 15. Jahrhundert glaubten die Ägypter unter Tutmosis III., im Berg Jebel Barkal aufgrund seiner besonderen natürlichen Steinformationen einen Wohnort des Gottes Amun entdeckt zu haben. In der markanten steil aufragenden Felsnadel sahen sie unter anderem die Kobra mit der göttlichen Sonnenscheibe. Die Ägypter gründeten daher hier die Stadt Napata, die gleichzeitig die Südgrenze ihres damaligen Reichs markierte.

Später wurde Napata die Hauptstadt des Kusch-Reichs.
Die Hauptsehenswürdigkeit hier ist der große Tempel des Amun, der im Lauf der Jahrhunderte unter den verschiedenen Herrschern sukzessive erweitert wurde. Widdersphinxe kennzeichnen den Eingang zum Tempel. Wir sehen hier die ersten anderen Touristen seit unserer Ankunft im Sudan!

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In der Nähe des Jebel Barkal befindet sich ein Hotel im nubischen Stil, das der italienischen Reiseagentur gehört. Wir dürfen hier heute mittag die Duschen benutzen. Diesmal handelt es sich sogar um eine “richtige” Dusche mit Brausekopf, wenn auch das Wasser kalt ist.

Das ganze Anwesen scheint wie aus einer anderen Welt in dieser trockenen Umgebung – überall tropische Pflanzen und Blumen! Meine Lieblingsblüten – Frangipani – sind auch zu sehen und zu riechen! Die Anlage ist sehr geschmackvoll gestaltet nach Art der nubischen Bauweise mit vielen dekorativen Elementen und weitläufigen Innenhöfen und Sitzgelegenheiten.

Auf uns wartet noch ein schöner Programmpunkt – eine kleine Bootstour auf dem Nil!
Diesmal mit unserem eigenen kleinen Privatboot. Es ist schön, übers Wasser zu gleiten, weiße Reiher sind zu sehen und auch der kleine grüne Bienenfresser. Das ist immer wieder faszinierend – ein großer Fluss mitten in der Wüste! Eben sind wir noch durch Sand gekurvt und jetzt befinden wir uns auf fließendem Gewässer – das Wort “Lebensader” gewinnt für mich hier eine wirklich erfahr- und fühlbare Bedeutung!

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Am Nachmittag besichtigen wir das Pyramidenfeld von Nuri, das zeitlich nach El Kurru als Begräbnisstätte der nubischen Könige genutzt wurde. Es sollen dort rund 20 Könige und über 50 Königinnen begraben worden sein. Die Totenstätte wurde von rd. 700 bis 350 v.Chr. genutzt. Im Vergleich zu den ägyptischen Pyramiden sind die nubischen kleiner und steiler.

Außerdem befinden sich die Grabmale nicht innerhalb oder unterhalb der Pyramiden, sondern davor. So wie beim Grab von Tanutamun führt eine Treppe von der Erdoberfläche nach unten in die Grabkammer, daneben bzw. dahinter wurde die massive Pyramide errichtet. Wir spazieren durch das Pyramidenfeld, das malerisch in den Sanddünen liegt.

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Reise im Sudan – Tag 12: Quer durch die Bayuda-Wüste

Immer wieder genieße ich die schöne Morgenstimmung in unserem täglich wechselnden Zeltcamp! Die Nächte werden sehr kühl in der Wüste. Wir haben zwar kein Thermometer. Nach meiner Wahrnehmung liegt die Temperatur bei Sonnenaufgang zwischen 7 und 12 Grad. Mein warmer Schlafsack war meistens genau richtig, in den kältesten Nächten wurde es etwas grenzwertig bzgl. des Wohlgefühls. Insgesamt genieße ich die Nächte im Zelt jedoch
sehr und fühle mich hier pudelwohl!

Tagsüber wird es dann immer hochsommerlich mit Temperaturen um die Mittagszeit zwischen 25 und 30 Grad, in der Sonne gefühlt entsprechend heißer. Das ist auch etwas Neues für mich – riesige Tag-/Nachtunterschiede! Von Nuri fahren wir heute quer durch die Bayuda-Wüste, die innerhalb des S-förmigen Nil-Bogens liegt. Am Beginn unseres Tagesprogramms steht der Atrun-Krater, der aus früheren vulkanischen Explosionen entstanden ist.

Hier wird es steiniger, schwarzer Basalt prägt die
Landschaft. Wir dürfen unsere Beine bewegen und laufen zum Kraterrand. Eine breite Akazie weist den Weg nach unten. Wer hat die genau hier platziert? Unglaublich, wie malerisch diese Stelle ist!
Im Krater eröffnet sich eine eigene Welt. Am Kratergrund liegt ein See.

Nomaden kommen hierher, um die Mineralien abzuschöpfen bzw. aus dem Erdreich zu lösen. Der Boden wird mit Wasser besprüht, gewendet und getrocknet. Die einzelnen Stücke werden dann verkauft, auch als Medizin. Es ist eine sehr eigene Prozedur, die mir nicht vollständig klar wird – ein Geheimnis, dass den hier lebenden Menschen gehört. Mit den Nomaden kommen auch Esel und Ziegen hier herunter, die auf den salzhaltigen Weiden grasen. Es ist erneut eine ganz eigene Landschaft und besondere Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt. Wie an vielen Orten hier auf unserer Wüstenreise würde ich auch hier gerne noch länger verweilen! Ich inhaliere jedenfalls die ganz besondere Stimmung.

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Wir fahren weiter durch die Unendlichkeit der Wüste auf der Asphaltstraße. “In the middle of nowhere” halten wir, um eine Mittagspause zu machen. Hier ist nichts außer Sand, ein paar nichtssagenden kleinen Lehmhäusern und einem abgestellten LKW – eine surreale Stimmung. Es scheint eine Art “Raststätte” zu sein, in einem der Häuschen wird Kaffee gekocht.

Wir bekommen aus unserer mobilen Küche wieder mal einen tollen lunch von Barir und sitzen dabei auf uns inzwischen sehr vertrauten sudanesischen Bettgestellen. Kurz danach entdecken wir mal wieder Kamele, diesmal mit Jungen, wie faszinierend!

Am frühen Nachmittag kommen wir zu einem magischen Ort – ein großer Brunnen mitten in der Wüste. Er wird von vielen Familien der hier durchziehenden Nomaden genutzt. Viele Männer und einige Schafherden sind hier als wir ankommen. Ein einfaches Holzgerüst kennzeichnet den Brunnen. Er kann von mehreren Seiten « bedient » werden. Über eine Seilwinde wird ein leerer Sack aus Tierhaut in die Tiefe hinabgelassen.

Ein Esel zieht dann am anderen Ende den mit Wasser gefüllten Sack wieder nach oben. So einfach und so effektiv! Jede Familie bringt ihren eigenen Wassersack mit. Der Brunnen wird auch als Wassertränke für die Schafe genutzt. Mithilfe von schlanken pipelines wird das Wasser in Tröge geleitet.

Ich bin total fasziniert von diesem Brunnen, der so vielen Menschen und Tieren das Überleben sichert! Wir schauen eine ganze Weile zu. Wie selbstverständlich ist es für uns in Deutschland, jeden Tag den Wasserhahn mit frischem Trinkwasser aufzudrehen. Hier gehen die Menschen lange Wege und verwenden viel Zeit auf die Beschaffung von Trinkwasser. Es gehört für sie zum täglichen Leben dazu, sie kennen nichts anderes. Es ist jedenfalls sehr berührend, sich dessen bewusst zu werden.

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Reise im Sudan – Tag 12: Nubische Schätze in Meroe

Am Nachmittag dürfen wir noch ein letztes Mal mit der Fähre über den Nil übersetzen. Es macht wieder total Spaß – den breiten Fluss im Sonnenschein genießen, die Brise und die Aussicht auf beide Uferseiten! Als wir am anderen Ufer landen und abgeladen haben,
kommen uns zwei Kleinlaster/Geländewagen mit vielen Frauen entgegen.

Es gibt ein großes Hallo, die Frauen winken wie wild und freuen sich offenbar uns zu sehen. Khalid meint, es könnte sein, dass sie auf dem Weg zu einer Beerdigung sind. Ach ja, das hatten wir ja vor ein
paar Tagen gelernt, dass Frauen und Männer getrennt zu Begräbnissen gehen.

Dann kommen wir in der Abendsonne in Meroe an, der berühmten nubischen Königstadt mit den unzähligen Pyramiden! Meroe hatte im 4. Jahrhundert v.Chr. Napata als Zentrum des Kusch-Reichs und als Begräbnisstätte für die Könige abgelöst. Es zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Insgesamt stehen hier rund 40 Pyramiden, aufgeteilt in drei Zonen – den nördlichen, südlichen und westlichen Friedhof.

Die mit Abstand meisten Könige und Königinnen wurden auf dem Nordfriedhof begraben. Nach einer kurzen Besichtigung der alten Königsstadt halten wir an einem schönen Aussichtspunkt in den Sanddünen mit Blick auf die Pyramiden, dahinter die Abendsonne. Welch ein wunderbarer Ort!

Ein Mann mit einem Kamel kommt vorbei und fragt mich, ob ich aufsteigen möchte. Da ich wirklich Lust auf einen Kamelritt habe, dazu noch an einem solch schönen Ort im Sonnenuntergang und ich dem Mann etwas Gutes tun möchte, willige ich ein. Das Aufsteigen ist schon etwas Besonderes, man sollte sich sehr gut festhalten am Kamelsattel! Dafür gibt mir Khalid noch den entscheidenden Hinweis. Als das Kamel aufsteht, werde ich ganz schön nach vorne und hinten geworfen. Es fühlt sich an wie kurz vor einem unfreiwilligen Abstieg kopfüber nach vorne! Der Kamelführer geleitet mich in Richtung der Pyramiden.

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Im Anschluss fahren wir zum Meroe Camp. Auch dieses Zeltcamp gehört der Reiseagentur. Wir drei haben uns entschlossen, diesen „upgrade“ für eine Nacht zu buchen. Das Zeltcamp ist sogar noch komfortabler ausgestattet als das Camp vor ein paar Tagen. Es gibt für jedes Zelt ein eigenes Badezimmer mit richtiger Dusche (nach wie vor kaltes Wasser).

Außerdem gibt es einen zentralen doppelstöckigen Restaurant- und
Aufenthaltsbereich mit Dachterrasse. Alle Zelte haben Aussicht auf die Pyramiden in der Ferne.

Reise im Sudan – Tag 13: Die Pyramiden von Meroe

Am nächsten Vormittag steht die Besichtigung der Meroe-Pyramiden an. Das Pyramidenfeld ist sehr beeindruckend!

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier geforscht und
ausgegraben. Archäologen und Wissenschaftler verschiedener Nationen haben hier im Laufe der Zeit “gebuddelt”. Nicht alle waren mit hohem ethischen Anspruch unterwegs. So gab es
z.B. den Italiener Ferlini, der die Spitzen aller Pyramiden abschlug, um an Goldschätze zu gelangen. Ihm gelang offenbar, ein Vermögen zu erwerben.

Die Schätze befinden sich heute in den Sammlungen der Museen in Berlin und München. Auch die zunehmende Wüste und Versandung seit Mitte des letzten Jahrhunderts macht dem Sandstein und insbesondere den ungeschützten Inschriften und Reliefs sehr zu schaffen.
Dann fahren wir weiter in Richtung Südwesten. Zwischendurch sehen wir mal wieder eine sehr lange Autoschlange an einer Tankstelle. Das gehört hier zum Alltag dazu!

Während unserer Reise haben wir häufig Hunderte Meter langer Schlangen von PKW’s, LKW’s und Tuktuks vor Tankstellen gesehen. Es herrscht Benzin- bzw. Dieselknappheit. Zwischendurch hatte Khalid mal eine Museumswärterin aus einer Tankstellenschlange rausgeholt, damit sie uns Eintrittskarten verkaufen kann, haha.
Nach unserer Mittagspause kommen wir in Naga an, das ebenso wie die Pyramiden von Meroe zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

In Naga stehen die besterhaltenen Gebäude aus meroitischer Zeit. Wir schauen uns hier einen Tempel von König Natakamani und Königin Amanitere sowie den sog. “Römischen Kiosk” an. Die beiden regierten zur Hoch-Zeit von Meroe von 12 v.Chr.-12 n.Chr. Die Wandreliefs sind beeindruckend und wunderschön in ihrem Detaillierungsgrad! Die Königin wird mit breiten Hüften dargestellt, worin man die Schwarzafrikanerin erkennen kann.

In dieser Epoche gab es neue Einflüsse von außen. Der Nachbar Ägypten war Teil des römischen Reiches geworden. Somit erklären sich auch die griechisch-römischen Rundbögen und Kapitelle am Kiosk. Während der Meroe-Zeit entwickelte sich auch eine neue Sprache, die die ägyptischen Hieroglyphen ersetzte. Diese Schrift kann bis heute nicht entziffert werden, so dass viele Inschriften aus dieser Zeit noch unlesbar sind. Auch die alten Götter wurden durch neue ersetzt. Beispielsweise trat an die Stelle des ägyptischen Widdergottes Amun der nubische Löwengott Apedemak. Sogar indische Einflüsse sind zu erkennen, z.B. wird Apedemak an dem Tempel mit vier Armen gezeigt, an anderer Stelle erscheint er als
löwenköpfige Schlange. Das alles ist sehr spannend!


Zum Tagesabschluss besichtigen wir noch eine riesige Anlage monumentaler Steingebäude in Musawwarat. Es ist wie ein Labyrinth und erstreckt sich über 5.000 qm. Die genaue Funktion ist bis heute nicht bekannt. Aufgrund der Abbildung von Elefanten und seltsamer Rampen könnte es ein Trainingscamp für Kriegselefanten gewesen sein. Andere Theorien gehen von einem religiösen Zweck (Pilgerstätte für Gott Apademak) oder einem saisonalen Königspalast aus.
Heute übernachten wir in der semi-ariden Sandwüste mit Akazien und Gestrüpp. Wieder mal ein toller Platz! Hier grasen auch Ziegenherden. Im Hintergrund sind Hügel zu sehen. Dorthin ziehe ich mich zurück, um meine letzten Notizen zu schreiben und den ereignisreichen Tag ausklingen zu lassen.

Als ich bei Dunkelheit mal hinter dem Gebüsch verschwinde, kommt tatsächlich die Ziegenherde mitsamt dem Hirten vorbei. Das ist auch mal ein Erlebnis, haha!

Reise im Sudan – Tag 14: Begegnung mit Nomaden

Kurz vor Sonnenaufgang wache ich am nächsten Morgen auf. Es sitzen schon drei kleine Nomadenkinder neben uns im Sand – sie verhalten sich ganz ruhig und warten geduldig, was passiert. Von unserer Crew bekommen sie leere Wasserkanister. Als wir frühstücken, kommen auch Erwachsene hinzu. Sie bekommen alle eine Mahlzeit von unserer Crew und den Wasservorrat, den wir übrig haben. Wir haben ja reichlich, da ist es schön, dass sie daran
teilhaben können. Ein paar Jungs turnen auf einem Esel und haben Spaß.

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Dann brechen wir auf, heute Morgen zum Löwentempel von Musawwarat. Unterwegs begegnen wir Kamelen und dem Tempelwärter, der hinten auf den Wagen aufspringt und so mitfährt. Der Löwentempel wurde ca. 225 v.Chr. unter König Arnekhamami errichtet und ab den 1960er Jahren von einer Ostberliner Expedition wieder aufgebaut. Man konnte ihn anhand der großflächigen Wandreliefs rekonstruieren, wie ein Puzzle sozusagen. Die fehlenden Teile wurden einfach durch Stein ersetzt.

Die Reliefs sind fantastisch! Man sieht recht naturalistische Darstellungen des Löwengotts und anderen Göttern wie bspw. den Falkengott Horus und König Arnekhamani mit Sohn sowie Gefangene und auch Elefanten. Der Wärter schließt uns auf, so dass wir auch das Innere sehen können. Das grelle Licht fällt von außen durch die Tür, was mich zu schönen Fotos animiert.

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Reise im Sudan: Khartum und das Ende der Reise

Jetzt bricht endgültig der letzte Abschnitt einer erlebnisreichen, tief bewegenden und sehr vielfältigen Reise an. Wir machen uns auf in Richtung Khartoum auf der Asphaltstraße. An einer sehr schön gestalteten “Raststätte” mit außergewöhnlichen Laternen trinken wir leckeren sudanesischen Kaffee, unsere Crew frühstückt. Ich nehme mir hier auch etwas von dem Ingwerpulver mit, dann kann ich den sudanesischen Kaffee zu Hause mit Espresso « nachbauen ». Wir machen auch noch schöne Gruppenfotos.

Der Verkehr nimmt sichtlich zu – viele LKW’s begegnen uns. An einer Stelle liegt ein verlassener LKW komplett auf der Seite am Straßenrand, die Ladung hat sich auf dem Erdboden verteilt. Auch die Anzahl der Moscheen nimmt zu. Die schlanken und sehr farbenprächtigen Türme sind weit zu sehen.
Wir überqueren den Nil auf einer Brücke. Ein letztes Mittagessen von Barir aus seiner mobilen Küche. Wir sind ja super flexibel und suchen uns einfach mitten in der Stadt ein Straßencafé, von dem wir die Stühle nutzen. Hier ist alles möglich, sowas wäre in einer deutschen Stadt undenkbar!

Dann fahren wir zum großen Souq von Omdurman. Mit der – durch den Nil getrennten – Hauptstadt Khartoum und einer weiteren Stadt bildet Omdurman eine über Brücken verbundene Dreistadt. Da Omdurman anders als das Geschäftszentrum Khartoum viele Wohnviertel hat, ist es die bevölkerungsreichste Stadt mit einer Einwohnerzahl von knapp 3 Mio.

Im Souq ziehen wir das erste Mal wieder unsere Masken auf, da hier viele Menschen zwar im Freien, jedoch auf engem Raum sind. Hier herrscht buntes Treiben, man kann alles kaufen von Lebensmitteln bis zu Kleidung, Teppichen oder auch Goldschmuck. Es gibt ganze Gänge, in denen ausschließlich Schuhe verkauft werden.

Noch nie habe ich so viele Schuhe auf einmal gesehen – vor allem für Frauen und Kinder, wow! Der Gewürzmarkt ist natürlich auch interessant und sehr farbenprächtig. Auch gibt es jede Menge Datteln verschiedenster “Reifegrade”. In einigen Gassen gibt es überwiegend Souvenirshops. Dahin zieht es Brita und mich. Ich erstehe mit ihrer Unterstützung zwei geflochtene Körbchen und zwei handgebastelte/-gemalte Bilder mit schwarzen Frauen und Männern in kräftig roter Kleidung. Diese werden zu Hause gut über mein rotes Sofa passen!

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Wir fahren zu einem religiösen Zentrum an einem großen Friedhof. Der davor liegende Platz ist sehr belebt, hier sollen jeden Freitag zum Sonnenuntergang die Derwische tanzen. Es ist viel los, Männer machen Musik, tanzen und trommeln auf Tambourins. Ich lasse diese Stimmung auf mich einwirken, die so ganz anders ist als das, was wir während der letzten zwei Wochen in der Wüste und den kleinen Dörfern erlebt haben. Leider tanzen die Derwische heute doch nicht, wie Khalid erfährt, schade! Na ja, dann bleibt was für den nächsten Besuch übrig.

Reise im Sudan
Die Autorin dieses Blogs war Mitreisende der Gruppenreise „Umfassende Geländewagenexpedition Nubien“

Außerdem bieten wir noch eine weitere, etwas kürzere Gruppenreise zu den Highlights des Landes an: Geländewagenexpedition zu den archäologischen Highlights sowie eine Individuelle Reise Kush an.

Haben Sie Interesse an einer Reise im Sudan? Sie erreichen uns unter 0221 6696250 oder info@nomad-reisen.de.

Reise im Sudan: Abschied und Resümee

Zurück am Hotel heißt es jetzt Abschied nehmen von unserer tollen Crew. Wir hatten eine super Zeit mit Khalid, Samir, Amir und Barir und wurden jederzeit bestens betreut! Von Khalid haben wir viel gelernt und haben auch viel gelacht und gute Gespräche geführt. Barir mit seiner mobilen Küche würde ich am liebsten mit nach Deutschland nehmen, er hat uns toll versorgt. Und unsere beiden Fahrer haben uns gekonnt und sicher – und ohne ein einziges Mal im Sand steckenzubleiben – durch die Wüste geleitet.

Der Sudan ist – im Gegensatz zu seinem nördlichen Nachbarn Ägypten – deutschen Touristen kaum bekannt, nur wenige Abenteuerlustige “verirren” sich hierhin. Dies mag mit der in vielen Landesteilen angespannten innenpolitischen Situation, Rebellen und Berichten von Entführungen zusammenhängen. Der Teil, den wir bereist haben, gilt jedoch als sicher, weswegen diese Region auch von Reiseveranstaltern in vielen Ländern beworben wird.

Ich persönlich habe mich zu keinem Zeitpunkt meiner Reise im Sudan unwohl gefühlt, es gab keine einzige unangenehme oder annähernd gefährliche Situation. Von unserer Agentur, die die Reise hier vor Ort durchgeführt hat, habe ich einen sehr guten und professionellen Eindruck.
Ich nehme unendlich viele neue und bereichernde Erfahrungen und tiefe Eindrücke mit vom Wüstenleben, den wunderbaren Zeltnächten, berührenden Begegnungen mit Nomaden und Dorfbewohnern in karger Umgebung, der reichen Geschichte Nubiens und dem Nil als Lebensader!
Sudan Reisebericht

Reise im Sudan: Weitere Folgen des Aktuellen Reiseberichts 2020
Möchten Sie wissen, wie es mit Petra Hielschers Reise im Sudan begann und was die Gruppe noch erlebt hat? Die erste und zweite Folge Ihres Reiseberichts von der Reise im Sudan im Herbst 2020 finden Sie hier:

Reise im Sudan: Aktueller Reisebericht 2020 (Teil 1): Der Start der Reise im Sudan

Reise im Sudan: Aktueller Reisebericht 2020 (Teil 2) Von Soleb nach Kerma

Haben Sie Interesse an einer unserer Reisen nach Sudan? Sie erreichen uns unter 0221 6696250 oder info@nomad-reisen.de.

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